Die verschiedenen Rodelunfälle mit Schwerstverletzten und mit teilweise tödlichem Ausgang der letzten Jahre haben dazu geführt, dass Südtirol immer wieder in den Schlagzeilen italienischer und ausländischer Medien negative Erwähnung findet.
Südtirol hat sich im Bereich Rodeln eine starke Kompetenz im internationalen Vergleich erarbeitet. Die überaus zahlreichen Rodelchampions (Olympiasieger, Weltmeister, Europameister usw.) im Kunstbahn- und Naturbahnrodeln sind internationale Aushängeschilder. Sie sind die Speerspitzen für einen Breitensport, das Freizeitrodeln, das in Südtirol auf über 140 Rodelbahnen und –wegen von Einheimischen und Gästen praktiziert wird.
Laut der bisher einzigen in Südtirol durchgeführten Erhebung zum Rodelsport aus dem Jahr 2012 geht hervor, dass an Spitzentagen auf allen Bahnen in Südtirol an die 33.000 Rodler unterwegs sind. Mittlerweile kann von einem wesentlich höheren Wert ausgegangen werden.
Das bedeutet, dass an die 1,5 Mio. Rodler in einer Wintersaison aktiv sind. Dass Rodeln in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zu nimmt ist der Tatsache geschuldet, dass es als Alternativ- oder Zusatzsportart zum Skilauf und anderen Wintersportarten angesehen wird.
Der aktuelle Bericht zum Thema Rodeln des österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (29.01.2019) liefert einige Zahlen über das Rodeln und die Unfallursachen beim Rodeln in Österreich. Diese Erkenntnisse lassen sich auch auf Südtirol übertragen.
Mit 35% sind Kollisionen die Unfallursache Nr. 1, gefolgt von „Sturz, Stolpern, Ausgleiten“ mit 28% und Aufprall gegen ein Hindernis mit 21%. Im 10 Jahreszeitraum zwischen 2008 bis 2018 kamen 21 Personen in Österreich beim Rodeln ums Leben. Im Winter 2017/18 waren 41% der verunfallten Rodler ohne Helm unterwegs und nur 35% mit Helm. 24% sind unbekannt. Der höchste Anteil der Verunfallten liegt mit 26% in der Altersgruppe der 11-20 Jährigen, es folgen die 21-30 Jährigen mit 21%.
Umso unverständlicher ist es, dass genau diese mittlerweile im gesamten Alpenraum, aber vor allem in Südtirol so wichtige Sportart in keinem eigenen Gesetz geregelt wird und sogar im Skipistengesetz Nr. 14 vom 23.11.2010 ausdrücklich ausgeschlossen wird (Art 2. Punkt 2 a).
Angesichts der steigenden Zahl an Freizeitsportler, an Anbietern und Betreibern, ist es unumgänglich Abhilfe zu leisten und Südtirol aus dem Gesetzes- und Verordnungsvakuum zu heben. Es gilt zumindest einen Mindeststandard an Sicherheit und Qualität einzuführen, wie es z.B. das Land Tirol mit der Einführung des „Rodelbahn Gütesiegels“ im Jahr 2009 gemacht hat.
Seit 2009 hat sich zudem der Verein „Sicher Rodeln – Slittino sicuro“ ehrenamtlich um den gesamten Sektor gekümmert. Der Verein befindet sich kurz vor seiner Auflösung.
Im Frühjahr 2019 wurde vom Team Köllensperger, mit Erstunterzeichner Alex Ploner, ein Landesgesetzentwurf zur Reglementierung des Rodelsports eingebracht. Ziel im Sinne des Einbringers war vor allem die Schaffung von mehr Rechtssicherheit dieses Breiten- und Freizeitsports.
Es war dem Einbringer auch ein Anliegen, klarere Rahmenbedingungen eines sich stetig zunehmender Beliebtheit erfreuenden Wirtschaftssektors zu schaffen und berufliche Perspektiven für Amateure und Profis des Rodelsports nach deren Ausscheiden aus der aktiven Ausübung dieses Sports zu schaffen.
Der am 11. Juni 2019 tagende III. Gesetzgebungsausschuss, dem dieser Gegenstand zur Behandlung zugewiesen worden war, würdigte alle zitierten Zielsetzungen mit teilweise auch großem parteiübergreifendem Zuspruch.
Dennoch wurde der von Team Köllensperger initiierte Landesgesetzentwurf abgelehnt. Als Begründung wurde angeführt, dass mit dem Gesetz zu viele Kosten und bürokratische Hürden auf Rodelbahn- und Rodelwegbetreiber zukommen würden.
Dessen ungeachtet, herrschte einhelliger Konsens im Ausschuss über die Notwendigkeit, gezielte Maßnahmen zu ergreifen und Informationen zur Verfügung zu stellen, um vor allem bei Betreiber/innen wie Nutzern von Rodelbahnen und Rodelwegen den Sicherheitsaspekt dieses, in keinem eigenen Landesgesetz geregelten Breiten- und Freizeitsport hervorzuheben. Mit solchen Maßnahmen sollte die Häufigkeit von Unfällen gesenkt werden.
Diese vorausgeschickt wird Landesregierung um die schriftliche Beantwortung folgender Fragen im Sinne der Geschäftsordnung ersucht:
- Sind Sensibilisierungskampagnen zum Thema „Sicheres Rodeln“ in Planung? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
- Ist die entsprechende Finanzierung dieser Kampagnen bereits gesichert bzw. wann wird das geschehen?
- Mit welchen Partnern gedenkt der für diese Thema zuständige Landesrat zusammen zu arbeiten? Gibt es schon konkrete Projekte? Wenn ja, welche?
- Gedenkt die Landesregierung die aus dem Gesetzgebungsausschuss stammende Anregung aufzugreifen, das Berufsbild eines Rodellehrers im Sinne der Ausgestaltung einer Zusatzqualifikation bei Skilehrern einzuführen?