Das Schuljahr hat kaum begonnen und schon macht sich eine verheerende Personalsituation im Bereich Zweitsprachlehrpersonen in den italienischsprachigen Schulen des Landes, besonders aber in Bozen, bemerkbar. Bereits im April 2019 wiesen wir in der Landtagsanfrage Nr. 232/19 auf die Problematik hin. Es fehlt nicht nur an qualifiziertem Personal, auch die Zahlen der Versetzungen der Zweitsprachlehrer – meist in deutschsprachige Schulen – sind beachtlich. Auf unsere Anfrage erhielten wir die Antwort, dass von 143 Stellen in der Grundschule 128 besetzt, 15 frei sind, sowie 55 Lehrpersonen derzeit aus verschiedenen Gründen (Mutterschaft u.ä.) nicht aktiv Dienst leisten. In der Mittel– und Oberschule ist die Situation den angegebenen Zahlen etwas besser. In der Mittelschule sind von 69 Stellen 7 frei und 5 nicht im Dienst, in der Oberschule gibt 55 Stellen bei 3 freien Stellen und 3 abwesenden Lehrpersonen. Ebenso zeigte sich in der Antwort auf obgenannte Anfrage, dass es in der Grundschule kaum Lehrpersonen gibt, die in den Ranglisten eingetragen sind und somit die meisten Supplenten keine pädagogische Ausbildung vorweisen können.
Im Mai 2019 wurden die provisorischen Landesranglisten veröffentlicht, in allen Wettbewerbsklassen, die die Zweitsprache betreffen war nur jeweils eine Lehrperson eingetragen. Somit zeichnete sich bereits im Mai ab, dass es zu einem erheblichen Personalmangel kommen würde. Auch nach der Auflösung der Vorbehalte im Juli zeigten die definitiven Landesranglisten, veröffentlicht am 5. August, dasselbe Bild: eine eingetragene Person in den Wettbewerbsklassen des Zweitsprachunterrichts. Es ist daher nicht verwunderlich, dass kaum eine von den für die unbefristete Aufnahme vorgesehenen 29 Stellen in der Grundschule, 16 in der Mittelschule und 13 in der Oberschule vergeben werden konnten. In der Antwort auf die oben genannte Anfrage wurden Maßnahmen zur Rekrutierung des Personals angekündigt, wie eine engere Zusammenarbeit mit der Universität und dem Praktikumsamt.
Für die befristete Aufnahme standen mehr Stellen zur Verfügung, da auch ganzjährige oder zeitweilige Abwesenheiten der Stelleninhaber besetzt werden mussten. In der Tageszeitung „Corriere dell‘Alto Adige“ vom 31.08.2019 kündigen Schulamtsleiter Gullotta und Landesrat Vettorato ein Online–Portal für Bewerber/innen an, die an den direkt von den Schulführungskräften vergebenen Supplenzen interessiert sind. Ebenso soll ein Wettbewerb für die unbefristete Aufnahme stattfinden.
Während die Voraussetzungen für die unbefristete Aufnahme und die Eintragung in die Ranglisten klar geregelt sind, findet sich keine durchgängige Regelung für die direkte Vergabe durch die Schulführungskräfte bzw. veröffentlichen die Schulführungskräfte die Kriterien für ihren Schulsprengel auf der jeweiligen Webseite. Diese Kriterien sind allgemein gehalten und beziehen sich auf alle eventuellen Wettbewerbsklassen. Es haben uns Hinweise erreicht, dass auch Lehrpersonen aus der Provinz Trient angestellt werden, um Deutsch als Zweitsprache in den italienischsprachigen Schulen unseres Landes zu unterrichten.
Die Landesregierung wird um die schriftliche Beantwortung folgender Fragen im Sinne der Geschäftsordnung ersucht:
1. Wie hat sich die Situation des Stellenplanes Deutsch L2 für das Schuljahr 2019/20 verändert? Wie viele Stellen gibt es, wie viele sind besetzt, wie viele sind frei und wie viele Lehrpersonen leisten aus welchen Gründen nicht aktiv Dienst? (Wir bitten um Auflistung dieser Daten in einer Tabelle getrennt nach Schulstufen)
2. Wie viele Lehrpersonen wurden direkt beauftragt? (getrennt nach Schulstufen)
3. Wurden bereits im Mai, als die ersten Ranglisten veröffentlicht wurden, Maßnahmen ergriffen, um qualifiziertes Lehrpersonal zu finden? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
4. Wie viele Studentinnen und Studenten der Universität machten ihr Praktikum oder Teile ihres Praktikums im Bereich der Zweitsprache?
5. Ist es zutreffend, dass die Studentinnen und Studenten der Freien Universität Bozen kein Praktikum in Italien (außerhalb der Provinz Bozen) absolvieren können? Wenn ja, aus welchen Gründen?
6. Ist das Online–Portal bereits in Funktion? Wenn ja, wie viele Lehrpersonen haben sich über das Portal beworben? Wenn nein, wann wird es erstellt?
7. Da die Ranglisten leer sind, welche Zielgruppe wird für den angekündigten Wettbewerb ins Auge gefasst? Werden die derzeit gültigen Zugangsvoraussetzungen (Studientitel und Zweisprachigkeitsnachweis) dafür verändert?
8. Wie viele Lehrpersonen, die nicht aus der Provinz Bozen stammen, unterrichten im Schuljahr 2019/20 Deutsch als Zweitsprache? (getrennt nach Schulstufen und Herkunft)
9. Wer ist bei direkt vergebenen Supplenzstellen für die Überprüfung der Sprachkompetenz zuständig?