Die Corona- Infektionslage in Südtirol gibt Anlass zur Sorge. Jetzt sind alle Südtiroler und Südtirolerinnen gefordert. Wir rufen dazu auf, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, vor allem die AHA-Regeln (Abstandhalten-Hygiene-Atemschutz) und die L-Regel (regelmäßiges Lüften). Es muss eine unkontrollierte Durchseuchung vermieden werden. Wir haben nun die neuen, verschärften Maßnahmen des Landeshauptmanns, großteils von Rom übernommen, gehört. Ein konsequenter Schutz der Risikogruppen muss der Fokus sein, aber fehlt weiterhin. Dafür werden gewisse Betriebe (z.B. Restaurants oder Geschäfte) wieder bestraft, ohne dass es dafür eine wissenschaftliche Evidenz gäbe. Das Team K hatte sich in den letzten Monaten immer mit konkreten Vorschlägen eingebracht. Hier weitere Vorschläge zur aktuellen Situation.
1. Krisenmanagement in der Sanität
Fehler, die im Frühjahr gemacht worden sind, waren zum Teil der Ausnahmesituation geschuldet. In den Sommermonaten wurde teilweise verabsäumt, sich für den Herbst und anstehenden Winter vorzubereiten. Abläufe funktionieren immer noch nicht, das Krisenmanagement steht auf wackeligen Beinen. Hier muss dringend nachgebessert werden. Schnell und gezieltes Testen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens durch dezentral durchführbare, zeitsparende Testverfahren muss aufgebaut werden. Antigen-Schnelltests können den Nachweis einer Infektiosität erbringen. Das Tracing für Infektionsketten muss z.B. wieder aufgenommen werden und funktionieren.
2. Risikogruppen schützen
Besucher in Seniorenheimen, Pflegeheimen und Krankenhäusern erhalten in einem „Schleusen“-Modell nur nach negativem Antigen-Schnelltest Zutritt. Das ärztliche und pflegerische Personal, sowie das Reinigungspersonal werden regelmäßig getestet.
Alle tragen beim Kontakt mit den Patienten/Bewohnern FFP2-Masken.
Nachbarschaftshilfen und Serviceleistungen für Personen, die der Risikogruppe angehören, aber zu Hause leben, wird etabliert. Ihre medizinische Versorgung muss durch die Basisärzte wieder durch die Hausbesuche gewährleistet werden. Eine Isolation ganzer Bevölkerungsgruppen gegen den eigenen Willen muss verhindert werden.
3. Unterricht und Kinderbetreuung garantieren
Kitas und Schulen der Unter- und Mittelstufe müssen offen bleiben. Die Oberschule sollte maximal 30% Fernunterricht anbieten. Idealerweise kehren 100% der Schüler in den Präsenzunterricht zurück. Nach dem Beispiel von Österreich oder auch des Veneto sollen Test-Einheiten geschaffen werden, die Schüler und die Klassen und Lehrer/innen mit Covid-Verdacht noch in der Schule sofort mit Hilfe der Antigen-Schnelltests testen. Positiv Getestete werden sofort aus der Schule genommen. Die negativ Gestesteten dürfen den Unterricht fortsetzen.
4. Schülertransport aufstocken
Der Schülertransport ist schnellstens aufzustocken. Es darf zu keinen überfüllten Bussen oder Zügen kommen, da sie Ort des Infektionsgeschehens gelten. Die Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt aufrecht. Private Busunternehmen im Transportbereich sind unverzüglich in die Problemlösung mit einzubinden.
5. Systemrelevante Berufe testen
Systemrelevante Berufe in der Sanität oder auch in der Bildung (Lehrpersonen) werden wöchentlich mit Antigen-Schnelltests systematisch getestet. Diesen Berufsgruppen werden laufend FFP2 Schutzmasken zur Verfügung gestellt.
6. Covid-Hotels einrichten
Asymptomatisch positiv getestete Personen sollen für die Zeit der Quarantäne in Hotels und hotelähnlichen Strukturen untergebracht werden. Dies würde die Krankenhäuser entlasten, die Kosten für Krankenbetten die die öffentliche Hand bezahlt würden reduziert.
Geschäfte und Restaurants, die sich bemüht haben, die geforderten Schutzmaßnahmen umzusetzen und auch viel Geld in diese Schutzmaßnahmen investiert haben, sollen geöffnet bleiben. Das Weihnachtsgeschäft darf nicht Amazon und Co. überlassen werden. Die Einhaltung der Schutzmaßnahmen ist zu kontrollieren. Die Bars können bis 20 Uhr geöffnet bleiben. Beim Alkoholausschank ist Vorsicht geboten. Besitzer/innen sind gefordert, Alkoholmissbrauch zu unterbinden. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass Geschäfte, Restaurants und Bars als Hotspots für die vielen Infektionen verantwortlich sind. Die 1 zu 10 Regel, ein Kunde auf 10 Quadratmeter, muss als Maßnahme reichen.
8. Kultur und Unterhaltung zulassen
Theater und Kinos sind die Orte mit hohen Sicherheitsauflagen, die meist sehr gut eingehalten werden. Somit kommt es an diesen Orten laut Studien aus Österreich kaum zu Ansteckungen. Theater und Kinos sollen unter den geltenden Regeln offen bleiben.
Wir wissen derzeit nicht, unter welchen Bedingungen Veranstaltungen stattfinden, ohne dass dadurch ein erhöhtes Infektionsrisiko oder Infektionsgeschehen entsteht. Dies muss aber definiert werden, um im Frühjahr bestimmte Veranstaltungen wieder zulassen zu können. Daher sollten Veranstaltungen mit Hygienekonzepten und Teststrategien unter wissenschaftlicher oder gesundheitsamtlicher Begleitung durchgeführt werden, um herauszufinden, ob das Risiko einer Virusübertragung überhaupt in relevantem Umfang besteht. Gesellschaftlich und infektionsepidemiologisch ist es besser, wenn Menschen sich in öffentlichen Räumen mit Hygienekonzepten unter optimalen Bedingungen treffen, als dass sich die sozialen Begegnungen in vergleichsweise weniger sichere private Innenräume verlagern.
Diese Punkte verstehen sich als Ergänzung zum Exit-Strategie Papier des Team K, die bereits im April dieses Jahres präsentiert worden ist. Während weiterhin stark auf die Freiheit einschränkenden Maßnahmen gesetzt wird, ist keine Strategie erkennbar, wie der Sanitätsbetrieb die Situation im Vergleich zum Frühjahr besser in den Griff bekommen will.
Die erfolgreiche Eindämmung der Pandemie wird letztendlich davon abhängen, ob es gelingt, die bekannten Schutzmaßnahmen noch konsequenter umzusetzen als bislang erfolgt. Um dies zu erleichtern, benötigen die Bürgerinnen und Bürger aufbereitetes Wissen, Motivation sowie klare Regeln. Von besonderer Bedeutung ist die transparente Kommunikation von Grundlagen, Verfahren und Zielen politischer Entscheidungen.
Weiterhin setzt das Team K auf eine konstruktive Sachpolitik und ist bereit, sich mit Ideen und Vorschlägen mit in die Bewältigung der COVID-19 Pandemiekrise einzubringen.
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