“Im vergangenen Jahr starben in Südtirol rund 50 Menschen durch Suizid. Das bedeutet eine Mortalitätsrate von 8,9 Menschen pro 100.000 Einwohner oder anders ausgedrückt: Pro Woche nimmt sich ein Mensch in Südtirol das Leben.Das sind die offiziellen statistischen Daten. Die Dunkelziffer an Suizid-Toten ist sicher wesentlich höher. Weltweit liegt die jährliche Suizidrate bei 800.000 Menschen, will heißen: Alle 40 Sekunden scheidet ein Mensch durch Suizid aus dem Leben. Hier herrscht akuter und sofortiger Handlungsbedarf”, stellt der Team-K-Landtagsabgeordnete Franz Ploner nüchtern fest. “Denn: ‘Die Anzahl der Suizide ist nicht naturgegeben, sondern eine beeinflussbare Größe, die von vielen Einflüssen abhängt. Und ein Faktor ist die Art und Weise, wie der Suizid verstanden und wie über ihn gesprochen wird’, wie Barbara Schneider vom Nationalen Suchtpräventionsprogramm Deutschland schreibt. Es geht darum, und das soll der Weltsuizid-Präventionstag vermitteln, dass bei Suizidalität Hilfe möglich und Suizid vermeidbar ist.”
Weil einerseits die Post-Corona-Traumata abzusehen waren, andererseits aber die viel zu geringen Personalressourcen des Südtiroler Sanitätsbetriebes unzumutbar lange Wartezeiten für Akutpatientinnen und -patienten generieren, hat Franz Ploner bereits zu Beginn des Jahres einen Gesetzentwurf zum Zugang zu niederschwelligen psychologischen Betreuungs- und Beratungsdiensten vorgelegt. “In unserer Nachbarprovinz Trient wurde bereits im Jahr 2016 ein Landesgesetz zur Regelung der psychischen Behandlungen und Betreuungen innerhalb der Provinz verabschiedet. Psychologische Betreuung und Beratung muss nämlich gerade für suizidgefährdete Menschen niederschwellig, rasch und unbürokratisch durch fachlich qualifiziertes Personal gewährleistet sein. Südtirol könnte mit einem eigenen Landesgesetz dem Beispiel der Provinz Trient folgen und zumindest mehr medizinische Anlaufstellen für Menschen in tiefen Lebens- und Sinnkrisen schaffen”, sagt der Team-K-Abgeordnete.
Die Internationale Vereinigung zur Prävention des Suizids schreibt in ihrer Aussendung zum diesjährigen Motto des Aktionstages “Veränderung des Narrativs über den Suizid“ Folgendes: “Es geht darum, die Art und Weise zu verändern, wie wir dieses komplexe Thema wahrnehmen. Es geht darum, von einer Kultur des Schweigens und des mangelnden Verständnisses zu einer Kultur der Offenheit, des Mitgefühls und der Unterstützung überzugehen ‘Changing the narrative on suicide’ soll Einzelpersonen, Gemeinschaften, Organisationen und Regierungen dazu anregen, offene und ehrliche Diskussionen über Suizid und suizidales Verhalten zu führen.” Für den Arzt und Team-K-Poltiker Franz Ploner erfordert eine Änderung dieses Narrativs auch einen systemischen Wandel, “dessen Rahmenbedingungen die Politik zu schaffen hat”.
Der Welttag der Suizidprävention, der jährlich am 10. September stattfindet, ist ein wichtiger Anlass, um das Bewusstsein für die Prävention von Suiziden zu schärfen und Maßnahmen zu fördern, die das Leben schützen können. Die Statistiken zeigen, dass Suizid ein globales Problem ist, das durch gezielte Interventionen und gesellschaftliches Engagement angegangen werden kann. Die Verfügbarkeit von niederschwelligen psychologischen Betreuungs- und Beratungsdiensten, wie sie in Südtirol und Trient gefordert und umgesetzt werden, ist ein entscheidender Schritt, um Menschen in Krisensituationen rasch und unbürokratisch Hilfe anzubieten. Es ist von größter Bedeutung, dass solche Dienste durch qualifiziertes Personal bereitgestellt werden, um suizidgefährdeten Personen effektiv beizustehen und Suizide zu verhindern.