Das Projekt „Voluntariat per les Llengües – Ich gebe mein Deutsch weiter“ ist ein Projekt, das im Jahr 2010 vom Ressort für Italienische Kultur der Autonomen Provinz Bozen eingeführt wurde und bisher schon 2769 Sprachpaare involviert hat1 . Es basiert auf einer Initiative, die seit 2003 in Katalonien (Spanien), dem zweisprachigen katalanischkastilischen Gebiet, durchgeführt wird. Im Jahr 2005 wurde das Projekt von der Europäischen Kommission als eines der 50 „Best Practices“ für den Sprachenerwerb ausgezeichnet.
In diesem Projekt widmet eine Person deutscher Muttersprache freiwillig zehn Stunden ihrer Freizeit, um sich mit einer Person nicht deutscher Muttersprache auf Deutsch zu unterhalten. Dies ist eine sehr hilfreiche Ergänzung zu vielen Sprachkursen und ermöglicht in einer lockeren Atmosphäre besonders die mündliche Sprachkompetenz zu stärken.
Im Rahmen des Projektes werden seit dem Jahr 2011 auch verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, um einerseits Momente des Zusammenseins zu fördern, andererseits, damit sich die Personen als Beteiligte in einem größeren Rahmen erleben können und nicht zuletzt auch, weil man den Freiwilligen die ihnen gebührende soziale Anerkennung für ihre Leistung bekunden will:
kulturelle Führungen, Begegnungen mit Autoren, Filmvorführungen, Feedbackrunden, wo die Teilnehmenden die Gelegenheit haben, sich kennenzulernen und auszutauschen und die Sprachnehmer/innen die Südtiroler Kultur besser kennen lernen können.
„Voluntariat per les Llengües“ geht also weit über dem reinen Spracherwerb hinaus: es handelt sich um gemeinsame Treffen und Momente zwischen deutsch- und italienischsprachigen Bürgerinnen, genau das Miteinander-zu-tun haben das in Südtirol oft fehlt.
Gerade deshalb ist es unverständlich, wieso die umgekehrte Variante, also Treffen in italienisch mit einer italienischsprachigen Person, bis heute nicht in die Wege geleitet und vom deutschen Kulturamt unterstützt worden ist.
Aufgrund des lebhaften Interesses der neuen Mitbürgerinnen für die lokalen Sprachen wurde zwar im Herbst 2012 unter dem Slogan „Parla con me… in italiano“ eine Erweiterung des Projektes in Richtung Italienisch für Ausländer/innen eingeführt und von diesen gut aufgenommen. Die Sprachpaare sind dabei von einer freiwilligen Person italienischer Muttersprache und einer Person mit fremder, nicht deutscher Muttersprache gebildet, die aus ca. 50 verschiedenen Ländern kommen, vorwiegend aus Marokko, Pakistan, Bangladesh, Iran, Russland und Deutschland. Deutschsprachige Südtiroler werden aber nicht explizit angesprochen, da das „Ufficio bilinguismo e lingue straniere“ des italienischen Kulturamtes auch keine Kompetenz dazu hat und ein Interesse des deutschen Amtes für Weiterbildung ausgeblieben ist.
Es ist an der Zeit, erfolgreiche Projekte zum Spracherwerb und gegenseitigen Kennenlernens umzusetzen und deren ganzes Potenzial für das Zusammenkommen der Sprachgruppen in Südtirol auszunutzen, insbesondere bei schon etablierten und gut funktionierenden Projekten wie in diesem Fall.
Dies vorausgeschickt, verpflichtet der Südtiroler Landtag die Landesregierung,
- das Projekt „Voluntariat per les Llengües“ auch in italienischer Sprache für alle Bürgerinnen anzubieten durch eine Zusammenarbeit des deutschen und italienischen Kulturamtes;
- eine Info-Kampagne zu starten, um das Projekt auch unter deutschsprachigen Bürgerinnen für das Vertiefen der italienischen Sprache und das gegenseitige Kennenlernen bekannt zu machen.