Am 26. Juni 2009, vor 10 Jahren, wurde Südtirol und den angrenzenden Provinzen die Anerkennung UNESCO Weltnaturerbe für die Dolomiten verliehen. Dieses Siegel ist Anerkennung und Auftrag zugleich. Die Anerkennung heftete man sich sogleich an die Brust, verkündete der Welt stolz, dass man Welterbe-Besitzer sei. Der Auftrag des Schutzes dieses sensiblen Ökokreislaufes wurde und wird allerdings häufig vergessen.
Von der anfänglichen Euphorie über die Anerkennung von Seiten der UNESCO ist wenig übriggeblieben. Erfahrene Markentechniker kritisieren das misslungene Logo, Umweltschützer prangern die ausufernden Tourismusströme an, die Ideenlosigkeit der Stiftung Welterbe Dolomiten ist mehr als augenscheinlich.
„Diese Ideenlosigkeit gipfelt in einer Jubiläumsausstellung zum 10-jährigen Bestehen des Welterbes mit einer Bilder-Ausstellung auf dem Dach des Einkaufszentrums Twenty in Bozen“ zeigt sich Alex Ploner enttäuscht. „Statt zu feiern, geben diese 10 Jahre eher Anlass, die gemeinsame Strategie zusammen mit der UNESCO auf den Prüfstein zu legen. Als vor ebenfalls 10 Jahren die Devise „Südtirol als begehrtester Lebensraum“ von der damaligen SMG ausgerufen und der Weg in Richtung Qualitätstourismus propagiert wurden, hat man es verabsäumt, die Weichen für eine tiefgreifende Vernetzung und ein gemeinsames Engagement zu stellen. Politik, Wirtschaft, Tourismus, Südtirol-Werbung und Stiftung Welterbe Dolomiten leben eher ein Nebeneinander, als ein Miteinander in Bezug auf das Welterbe Dolomiten.
Mutige Entscheidungen in Sachen Mobilität, mit einer zukunftsweisenden Elektromobilitätsinfrastruktur für die sensiblen Dolomitenpässe wurden genauso wenig durchgesetzt, wie gezielte Sensibilisierungskampagnen, um den Tourismus von der Masse hin zur Klasse zu verändern.
Schleichend entkernte sich somit die Stiftung Welterbe Dolomiten. Deren Umsetzungskraft vermochte das Land Südtirol auch zu Zeiten seiner Präsidentschaft nicht zu stützen. Die Stiftung verkümmerte zu einem an Ideen und Mitteln sowieso armen Verwaltungsapparat, dessen Personalentscheidungen oftmals im Dunst politischer Gefälligkeit und weniger kulturtouristischer Management- und Marketing-Expertise standen und stehen.
„Das Nachsehen bei einem Apparat, der getreu dem italienischen Sprichwort selbst als Berg nur ein Mäuslein hervorbringt, haben die unter dem UNESCO Siegel weltweit beworbenen Gebiete und deren Bewohner. Unsere Erholung suchenden Gäste und um ihre Lebensqualität besorgten Einheimischen erhalten von Seiten der Verantwortlichen für das Weltnaturerbe in Wirtschaft, Politik und Umwelt seit Jahren nichts als beschönigende Worte und kraftlose Ansätze präsentiert. Gleichzeitig aber explodiert das Verkehrsaufkommen und das Lärm- und Müllproblem verschärft sich munter weiter und alle schauen zu“, gibt sich Landtagsabgeordneter Josef Unterholzner entrüstet.
Alex Ploner und Josef Unterholzner zeigen auf, wie der Schalter umzulegen wäre:
„Wir brauchen besser vernetzte Rahmenbedingungen und stimmigere Konzepte zur Steuerung und Lenkung der Touristenströme, aber vor allem unter dem Eindruck einer zunehmenden Überforderung der Bevölkerung dürfen auch die Worte „Kontingentierung“ und „Hinterfragung der Sinnhaftigkeit von Gratismobilität zu Hotspots“ kein Tabu mehr sein.“
Team Köllensperger erwartet sich daher, dass die zuständigen Landesräte, in engster Abstimmung mit IDM und der Stiftung UNESCO, Wohl und Wehe des UNESCO-Siegels endlich als verknüpfte Chefsache angehen.
Die ersten 10 Jahre Welterbe waren aus dieser Sicht ein Probelauf. Nun gilt es für die kommenden Jahre die Kür zu liefern.