Jahrzehnte praktischer Untätigkeit haben in Bozen ihre Spuren hinterlassen. Die Stadt ist wunderschön, leidet aber unter einer unerträglichen Luftverschmutzung und erstickt im täglichen Verkehr, der von den zehntausenden PKW‘s und LKW‘s erzeugt wird, die über die Brennerautobahn und wegen des Pendlerverkehrs durch die Stadt rollen. Luftverschmutzung, Lärm, Stickoxydbelastung sowie Parkplatznot und Staus sind daher an der Tagesordnung.
Diese unhaltbare Situation wurde in den vergangenen Jahren von der SVP weitgehend ignoriert. Es gab immer Wichtigeres zu finanzieren, andere Interessensgruppen zu befriedigen. Auch der Koalitionspartner PD hat wenig bis gar nichts zur Verbesserung der untragbaren Zustände des Verkehrs in Bozen beigetragen. Die Ergebnisse dieser Untätigkeit liegen nun vor aller Augen. Wenige Tage vor der Landtagswahl rückt nun die Landesregierung auf einmal die Landeshauptstadt mit ihren Anliegen in die Mitte der Aufmerksamkeit und zeigt uns medienwirksam die Zukunftsprojekte für die Stadt. Als ob wir diese Projekte nicht schon seit Jahren kennen würden und als ob der Wähler sich nicht an die vielen nicht realisierten Versprechungen der Vergangenheit erinnern würde.
In der abgelaufenen Legislaturperiode haben wir immer und immer wieder Anträge eingebracht, die kurzfristig umgesetzt werden könnten, zumal die diskutierten Umfahrungsstrecken wohl noch weitere 10 Jahre für deren Bau benötigen werden.
Die Verlegung der Brennerautobahn in den Tunnel – ohne die Überquerung des Unterlandes – macht absolut Sinn und mittlerweile stehen sowohl Bürgermeister Caramaschi als auch der Landeshauptmann hinter dem Projekt. Bozen ist eine der wenigen Provinzhauptstädte, durch die eine Autobahn verläuft. Das Projekt muss daher dringend angegangen werden.
Ebenso dringend ist der Ausbau der bestehenden Zugverbindungen, der den Umstieg vom Auto auf die Bahn maßgeblich attraktiver machen könnte. Warum wurden unsere Anträge zum Bau der dreigleisigen Verbindung in das Unterland abgelehnt? Ein wenig kostenintensives Projekt mit großem Nutzen! Warum wurden unsere Vorschläge zum Ausbau bzw. der Potenzierung der Zugstrecke Bozen-Meran versenkt?
Der vermehrte Fokus auf den Zug wäre auch die Lösung für das Überetsch. Seit zu vielen Jahren wird über die Überetscher-Bahn nur geredet, anstatt endlich zu handeln. Die Mehrzahl der Pendler aus dem Überetsch braucht eine schnelle Anbindung an die Bozner Industriezone und an die Innenstadt. Hierzu wäre es erforderlich, eine Trambahn aus dem Überetsch in Sigmundskron direkt in die Zugtrasse Meran-Bozen einzubinden. Dadurch kämen die Pendler aus dem Überetsch schnell und ohne Umsteigen nach Bozen Süd oder zum Hauptbahnhof im Zentrum.
Eine ebenfalls unmittelbar umsetzbare Maßnahme wäre die Mautbefreiung auf der Autobahnstrecke Bozen-Nord bis Bozen-Süd in beide Richtungen. Der Durchzugsverkehr durch die Stadt hätte dadurch eine schnelle und effiziente Alternative.
Nachhaltig zukunftsfähig ist zudem nur der öffentliche Personennahverkehr mit einem Mix zwischen Bus und Bahn und mit Pendlerparkplätzen außerhalb der Stadt. Weniger Autos und LKW’s erhöhen die Sicherheit der Fußgänger und der Radfahrer, die dadurch endlich wieder ihre Stadt zurückerhalten. In reinerer Luft und mit weniger Lärm und Chaos.
Team Köllensperger