Wenn 60% des Lehrkörpers einer Schule aus Supplentinnen und Supplenten besteht und an einer Berufsschule der Großteil der Lehrpersonen über keinen Studien- bzw. Ausbildungstitel verfügen, dann sollten bei den Verantwortlichen alle Alarmglocken schrillen. Es brennt, doch wo ist im Bildungssystem die Feuerwehr, fragt sich das Team K.
“Ich wollte mit einer Anfrage wissen, wie viele Supplentinnen und Supplenten an den Schulen tätig sind und über welche Ausbildungen diese verfügen. Die Antworten bzw. Zahlen, die mir geschickt wurden, machen sprachlos. Das Problem beginnt schon damit, dass der verantwortliche Landesrat Achammer nur zwei Jahre alte Zahlen liefern kann, weil es für das laufenden Schuljahr keine aktuellen Zahlen gibt und jene aus dem letzten Schuljahr 23/24 noch ausgewertet werden müssen. Big Data und Digitalisierung lassen grüßen. Wie kann man einen so großen Bildungsbetrieb führen und lenken, wenn man nicht einmal weiß, wer aktuell wann und wo arbeitet? Fakt ist, dass vor zwei Jahren über 3000 Lehrpersonen an den deutschen Schulen mit einem befristeten Arbeitsvertrag unterrichtet haben. Hinzu kommen knapp 1000 in der italienischen und knapp 200 in der ladinischen Schule. Dann folgen die wirklich schockierenden Fakten. Über die Hälfte dieser Supplentinnen und Supplenten verfügten über keinen gültigen Studientitel bzw. eine Lehrbefähigung. Wir würden uns nie einem Busfahrer ohne Führerschein, einer Ärztin ohne Studienabschluss oder einem Piloten ohne Fluglizenz anvertrauen, aber wir schicken täglich unsere Kinder in Schulen, die offensichtlich immer weniger kompetentes Personal zur Verfügung haben.” fasst Alex Ploner (Team K) die Antworten auf seine Anfrage zusammen.
In der Antwort auf die Landtagsanfrage wird auch darauf verwiesen, dass es zu Beginn des Schuljahres sogenannte “Neulehrer:innenseminare” gibt, in denen Lehrkräfte mit den Grundlagen für guten Unterricht in einer inklusiven Schule vertraut gemacht werden. Diese Seminare finden an insgesamt 6 Tagen statt. Heißt konkret, dass einem mehrjährigen Studium samt Lehrbefähigung ein 6 Tageskurs für Supplentinnen und Supplenten gegenüber steht. Wenig beruhigend für Eltern, die sich für ihre Kinder top ausgebildete Lehrkräfte erwarten und erwarten dürfen.
“Der Fachkräftemangel wird mir auch aus der Berufsbildung rückgemeldet. Wie es dort derzeit um die Lehrkräfte konkret steht, konnte der Landesrat nicht beantworten, weil jetzt Mitte September noch keine aktuellen Zahlen vorliegen. Aber allein das angeführte Beispiel der Landesberufsschule für das Kunsthandwerk in Gröden lässt Schlimmes befürchten. Diese Schule verfügt über ein Stellenkontingent von 7,11 Stellen und es unterrichten 7 Lehrpersonen ohne entsprechenden Studien- bzw. Ausbildungstitel. Dies in den Fächern Sport, Ladinisch, Fassmalerei, Italienisch, Mathematik und Betriebswirtschaft, sowie im Modellieren und sage und schreibe Schnitzen – wohlgemerkt an der Fachschule für Kunsthandwerk in Gröden. Der Lehrerberuf gehört schnellstens aufgewertet, das System in der Stellenwahl und Stellenbesetzung überdacht und es braucht Leute in Führungspositionen, die motivieren und begeistern können und nicht den Angestellten mit Disziplinarmaßnahmen und Inspektionen das Leben unnötig schwer machen.” ist Alex Ploner überzeugt.