In einem von den Fratelli d’Italia im Bozner Gemeinderat eingebrachten „Pro-Life“-Antrag wird die Stadt Bozen aufgefordert, sich zur „Stadt des Lebens“ zu erklären und Mittel für die Unterstützung von Initiativen zur Förderung von Geburt und Mutterschaft sowie für die Förderung von „Zentren zur Unterstützung des Lebens“ bereitzustellen (der in der Präambel des Dokuments hergestellte Zusammenhang zwischen Abtreibung und sinkenden Geburtenraten ist absurd). Matthias Cologna und Thomas Brancaglion, Gemeinderäte des Team K Bozen, haben daher ihre Parteikollegen, Experten im Gesundheitsbereich, insbesondere in der Gynäkologie und der Bioethik, eingeladen, sich im Rahmen einer Pressekonferenz zu diesem Thema zu äußern, das sie aus eigener beruflichen Erfahrung kennen.
Sabine Kiem, Gemeinderätin des Team K in Meran, verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Gynäkologin. “Es entsteht der Eindruck, dass Frauen in einer dramatischen Lebensphase nicht ausreichend informiert, begleitet und unterstützt werden, aber das ist nicht der Fall! Es gibt ein großes und effizientes Netzwerk von Fachleuten, darunter Ärzte, Psychologen und Fachpersonal, welche die betroffenen Frauen bei ihrer schwierigen Entscheidung begleiten. Es ist nicht notwendig in diesem Kontext eine weitere Beratungsschiene hinzuzufügen, schon gar nicht von nicht dafür ausgebildeten Freiwilligen, welche eine den Schwangerschaftabbruch dezidiert ablehnende Haltung mitbringen.
In den öffentlichen Krankenhäusern in denen die Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, Bozen und Meran, gibt es keine langen Wartelisten, auch wenn die Zahl der Gynäkologinnen und Gynäkologen, welche aus Gewissensgründen die Schwangerschaftsabbrüche ablehnen sehr hoch ist, hat sich die Situation in den letzten Jahren verbessert. Das Gesetz 194/1978 funktioniert gut und wird dem Anspruch die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten, die Anwendung gefährlicher illegaler Methoden zu verhindern und für alle Frauen zugänglich zu sein gerecht. Das Angebot kann sicher noch verbessert werden, aber nicht dadurch, dass man weitere Beratungsformen hinzufügt, welche den Frauen, die sich ohnehin in einer sehr sensiblen Phase befindet, angeblich Bilder von Embryonen zu zeigen gedenkt.
Franz Ploner, Arzt und Landesrat, weist darauf hin, dass die Entscheidung über die eigene Schwangerschaft bei der Frau liegt und liegen muss und dass dieser Eckpfeiler aus bioethischer Sicht unveräußerlich ist. „Die Verweigerung aus Gewissensgründen ist legitim, aber die Aufgabe des öffentlichen Gesundheitswesens ist es, eine gesetzlich vorgesehene Dienstleistung ohne Verzögerungen und Hindernisse zu gewährleisten. Der derzeitige gesetzliche Rahmen ist gut, er sollte nicht geändert werden. Alles ist zum Schutz der Patienten und auch des medizinischen Personals klar geregelt“, so Franz Ploner.