Enttäuschend ist die Antwort der Stadträtin für Schule Johanna Ramoser auf die Anfrage der Gemeinderäte des Team K zum Bildungsprojekt des neuen Kindergartens “Grieser Auen”. 2018 hatte der Stadtrat ein lobenswertes Memorandum verabschiedet, „dem Kindergarten in der Drususallee eine ‚europäische‘ Ausrichtung zu ermöglichen, in dem vier Sprachen, nämlich Italienisch, Deutsch, Englisch und Russisch oder Spanisch, gleichberechtigt und selbstverständlich in den beiden Sektionen verwendet und unterrichtet werden, und deshalb die Räume so zu gestalten, dass dieser Zweck bestmöglich umgesetzt werden kann.“ Nun der Rückzieher der amtierenden Stadträtin.
„Laut den linguistischen, didaktischen und neurowissenschaftlichen Studien der letzten 30 Jahre, ist es erwiesen, dass das beste Alter für das Erlernen einer zweiten Sprache bei der Geburt oder zumindest in den Vorschuljahren beginnt. Ein erster Kontakt mit Sprachen bereits in der frühen Kindheit, der auf die kognitiven Fähigkeiten, Interessen und Motivationen der Gruppe von Kindern, mit denen man arbeitet, zugeschnitten ist, erleichtert das allmähliche Erlernen von Sprachen“ – dies der Wortlaut des lobenswerten Memorandums des Stadtrates zur Einrichtung eines mehrsprachigen Kindergartens in den Grieser Auen. 2018 wurde auch beschlossen, eine Arbeitsgruppe zwischen der Gemeinde und dem Land Südtirol einzurichten, um über die sprachliche und pädagogische Ausrichtung zu entscheiden.
Die Gemeinderäte Matthias Cologna und Thomas Brancaglion hatten sich mit einer Anfrage erkundigt, ob die Arbeitsgruppe tatsächlich eingesetzt wurde, welche Ergebnisse erzielt wurden und ob die vom Stadtrat selbst eingegangene Verpflichtung hinsichtlich des Unterrichtsmodells, welches einen gleichberechtigten Sprachenunterricht vorsehen sollte, eingehalten wird.
„Die Antwort darauf war sehr kurz und enttäuschend: Man versteckt sich hinter einer mangelnden Zuständigkeit bei diesem Thema, welche in der Tat dem Land obliegt, und lehnt somit erneut von vornherein die Zusammenarbeit zwischen Ämtern ab; vor allem aber drückt man eine Position der totalen Verschlossenheit gegenüber gleichberechtigten Sprachunterrichtsprojekten und der Anpassung von Ausbildungsvorschlägen an die berechtigten Bedürfnisse der Gesellschaft aus. Als ob man, um die Sprache einer Minderheit zu schützen, das allgemeine Erlernen von Sprachen für alle im gesamten Land verhindern müsste„, bedauern die Gemeinderäte.
„Unsere Gesellschaft braucht dringend neue Modelle für den Sprachunterricht, wie die jüngste öffentliche Diskussion gezeigt hat. Gewisse politische Strömungen hindern durch bewusste Verzögerungen die Umsetzung neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und international bewährte Bildungsmodelle. Wenn dann selbst diese wenigen, zaghaften und vorsichtigen Erneuerungsbeschlüsse nach nur fünf Jahren wieder rückgängig gemacht werden, als wäre nichts geschehen und ohne auch nur daran gedacht zu haben, das Beschlossene weiterzuentwickeln, fragen wir uns einmal mehr, welche Vision für die Stadt und unsere Gesellschaft die derzeitige Mehrheit hat„, so die Gemeinderatsmitglieder abschließend.
Die Gemeinderäte des Team K
Matthias Cologna und Thomas Brancaglion