Sprache ist wichtig, besonders in sprachlich hochsensiblen Bereichen wie Gesundheit und Pflege. Dass diesbezüglich in Südtirol nicht alles zum Besten bestellt ist, ist hinlänglich bekannt. Dennoch lehnte die SVP im Landtag den Antrag des Team K ab. Dieser sah vor, den Spracherwerb und die Zweisprachigkeitsprüfung bei Ärztinnen und Ärzten zu überdenken und an die Bedürfnisse der alltäglichen Arbeit anzupassen.
”Es geht keineswegs um eine Nivellierung der Sprachkenntnisse für die Ärzteschaft, die an den Ausbildungsgrad gekoppelt ist, sondern es geht um die Anpassung der allgemeinen Sprachprüfung. Der Nachweis B2 reicht für die Allgemeinsprache, eine zusätzliche fachspezifische Prüfung C1 vor einer mit Medizinern besetzten Kommission soll die Kenntnis der ärztlichen Fachsprache zertifizieren. So wäre gewährleistet, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen und Patienten inhaltlich ohne wesentliche Rückfragen verstehen und sich spontan und fließend verständigen können, dass sie in der Lage sind, die Anamnese sorgfältig zu erheben, über erhobenen Befunde und festgestellte Pathologien zu informieren und Therapiemöglichkeiten zu erklären, ohne dass wir laufend Ärzte verlieren, die die Zweisprachigkeitsprüfung nicht bestehen. Es ist unverständlich, dass die SVP diesen Vorschlag angesichts der herrschenden Situation versenkt hat.”, sagt Dr. Franz Ploner vom Team K.
Dem Kerngedanken Franz Ploners zu Spracherwerb und Sprachkompetenz in den akademischen Heilberufen stimmte Gesundheitslandesrat Hubert Messner vollinhaltlich zu. Wörtlich sagte er in der Debatte: “Kommunikation und Sprache ist das beste Medikament, das wir in der Medizin haben.” Dann allerdings wartete er mit einer Best-Practic-Liste an Maßnahmen auf, die der Südtiroler Sanitätsbetrieb in den vergangenen Monaten zum Spracherwerb getroffen hatte – angeblich mit großem Zuspruch seitens der Mitarbeitenden im Südtiroler Sanitätswesen: von Peer-Tutoring über voll bezahlte ein- bis dreimonatige Sprachaufenthalte im Ausland, Sprachzertifizierungslehrgängen und intern angebotenen Sprachkursen.
“Alles schön und gut. Aber die Zweisprachigkeitsprüfung müssen die MedizinerInnen dann vor einer externen, nicht fachspezifisch orientierten Kommission ablegen, wenn sie nach drei Jahren eine unbefristete Anstellung in Südtirol anstreben. Dann werden sie u. a. anstatt zu einer Diagnosebeschreibung eventuell zu den Fresken im Brixner Kreuzgang befragt und scheitern natürlich. Insofern ist hier auch unbedingt eine fachgerecht besetzte Kommission bei der Prüfung vorzusehen. Was die politische Mehrheit geflissentlich wieder einmal nicht gehört haben will und damit der Entwicklung Vorschub leistet, dass tüchtige Ärztinnen und Ärzte in Ermangelung des Zweisprachigkeitsnachweises das Land verlassen, wie 2022 ein Hausarzt in Andrian oder in Kürze ein überaus tüchtiger und beliebter Hausarzt in Gossensass”, so Franz Ploner.
„Der von uns vorgeschlagene Ansatz, ein allgemeines B2-Sprachzertifikat für das Gesundheitspersonal und einem C1-Sprachzertifikat für die im Gesundheitswesen verwendete Fachterminologie, entspricht im Wesentlichen dem, was in deutschsprachigen Ländern für ausländische Ärzte bereits erfolgreich praktiziert wird. Warum sollte man unbedingt ein C1-Sprachzertifikat verlangen? Reicht es nicht aus, ausreichend Deutsch zu sprechen und damit B2-zertifiziert zu sein? Oder muss ein guter Arzt auch Goethe zitieren können? In der Realität wird die strenge Regelung für das C1-Zertifikat bereits durch Leiharbeitskräfte, Zeitverträge und die Fünf-Jahres-Regel für den Erwerb des Zweisprachigkeitsnachweises umgangen. Wenn man sich die endlosen Wartelisten ansieht, habe ich lieber einen Arzt, der mit mir in meiner Sprache auf B2-Niveau sprechen kann, als gar keinen Arzt. Und die Patienten und viele Ärzte sehen das auch so. Aber ab und zu ein bisschen Realpolitik von Seiten der SVP täte dem Land gut? Es ist schade, dass die SVP und mit ihr viele der italienischen Exponenten im Landtag nicht nach vorne schauen können„, so Paul Köllensperger abschließend.