In regelmäßigen Abständen berichten mittlerweile Medien aus aller Welt von Fällen sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der Kirche. Es sind schockierende Meldungen, die die Diskussionen in der Öffentlichkeit anheizen, wie auch in der Politik und in der Kirche selbst. Diese Entwicklung macht vor den Grenzen Südtirols nicht halt. Auch hierzulande sind zahlreiche Missbrauchsfälle bekannt. “Das Thema gehört zu den ganz heiklen und es muss deshalb mit der nötigen Vorsicht und Sensibilität angegangen werden. Aber nichtsdestotrotz ist diese Aufarbeitung unumgänglich, denn alle Opfer des Missbrauchs haben Gerechtigkeit verdient. Die Politik darf sich dieser Diskussion nicht entziehen, und hat die Pflicht hier Transparenz zu fordern Deshalb verlangen wir als Team K mit unserem Beschlussantrag im Landtag die sofortige Einrichtung einer unabhängigen Kommission”, so die Landtagsabgeordneten Dr. Franz Ploner und Paul Köllensperger.
Der Kirche in Südtirol muss anerkannt werden, dass sie seit geraumer Zeit sich mit dem Problem auseinandersetzt, ohne den Kopf in den Sand zu stecken. Bereits vor zwölf Jahren, im Jahr 2010, ist von der Kirche ein “Diözesaner Zivil-Verteidiger und der Dienst zum Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen” eingerichtet worden. Dieser Dienst hat die Aufgabe, Missbrauchsmeldungen von Opfern, aber auch von geständigen Tätern aufzunehmen. Inzwischen wurden an die 100 Missbrauchsfälle gemeldet, aber es wird eine weitaus höhere Dunkelziffer vermutet. Wer sich an die Diözese wendet, erhält das Angebot einer psychologischen Betreuung, auch das soll nicht unerwähnt bleiben. Eine wichtige erste Hilfe.
In vielen Ländern Europas, wie auch in unseren Nachbarländern Österreich und Deutschland, sind letzthin zahlreiche Missbrauchsskandale bekannt geworden. Dadurch sahen sich die Kirchenführungen gezwungen, tätig zu werden. Zum Beispiel haben im Jahr 2020 die Bischöfe entschieden, den Opfern Wiedergutmachungszahlungen in der Höhe von 5.000 bis 50.000 Euro zu geben. In all diesen Staaten setzen sich mittlerweile Opferverbände dafür ein, weiterführende Untersuchungen einzuleiten, die von kirchen-unabhängigen Kommissionen transparent geführt werden sollen. Von diesen Beispielen ausgehend schlägt das Team K mit einem Beschlussantrag im Südtiroler Landtag vor, eine unabhängige, der vollen Transparenz verpflichtete Kommission einzurichten, die Licht ins Dunkel dieser Missbrauchsfälle bringt, unter absoluter Wahrung der Privatsphäre der Opfer.
“Viele Fälle sind bereits rechtlich verjährt, aber in vielen Opfern schlummert noch die Angst und sie versuchen zu vergessen bzw. zu verdrängen. Aber die Politik darf nicht wegschauen und muss sich der Verantwortung stellen. Ziel ist es Gerechtigkeit zu erlangen, einmal aus moralischer Sicht, aber auch mit monetärer Wiedergutmachung, wissend, dass mit Geld nie und nimmer die erlittenen Demütigungen und Verletzungen gelindert werden können. Es muss auch im Interesse der Kirche selbst sein, Licht in dieses dunkle Kapitel zu bringen, um zu verstehen was passiert ist und um als ethische und spirituelle Lenkungsmacht der Gemeinschaft glaubwürdig zu bleiben.” so Dr. Franz Ploner abschließend.