In den vergangenen Jahren hat sich das Team K kontinuierlich für die Rechte, Anliegen, Bedürfnisse, sowie die Inklusion in allen Lebensbereichen von Menschen mit Beeinträchtigung eingesetzt. Leider sind viele der eingebrachten Anträge von der Mehrheit abgelehnt worden, obwohl es nach wie vor dringend Handlungsbedarf gibt.
Barrierefreiheit
Die Bahnsteige 5 und 6 des Bozner Bahnhofs werden umgebaut und angehoben. Sie werden damit endlich barrierefrei.
Eine sofortige Adaptierung weiterer Bahnsteige in den wichtigsten Bahnhöfen, wie Franzensfeste, Brenner, Bruneck, Brixen, Innichen, Sterzing und weitere, ist von Nöten.
Nach der UN-Behindertenrechtskonvention und dem Behindertengleichstellungsgesetz müssen öffentliche Wege, Plätze, Straßen und öffentlich zugängliche Verkehrsanlagen barrierefrei gestaltet sein. Dies bedeutet: Damit Menschen den öffentlichen Nahverkehr selbstbestimmt und gleichberechtigt nutzen können, benötigen sie einen vollumfänglichen barrierefreien Zugang.
Barrierefreie Lösungen müssen für Menschen im Rollstuhl, mit Rollator, mit Beeinträchtigungen oder wenn sie mit Kinderwagen unterwegs sind, umgesetzt werden. Wenn Plätze, Wege und Haltestellen nicht barrierefrei sind, können sie viele Menschen nicht nutzen. Sie müssen dann umständliche Alternativen organisieren und Umwege in Kauf nehmen, was zusätzlichen Verkehr, Bürokratie, Kosten und Ärger schafft.
Heimplätze für Menschen mit Beeinträchtigung
Inklusion beginnt schon bei den Heimplätzen.
Für Menschen mit Beeinträchtigung steht oft kein Platz in einem Pflegeheim zur Verfügung. Die Gründe sind vielfältig. Zum Beispiel, weil sie mit unter 60 Jahren noch zu jung für diese Einrichtungen sind, oder weil im Seniorenheim der Pflegeschlüssel nicht gegeben ist, weil in dafür spezialisierten Heimen die Wartelisten unendlich land sind oder weil schlichtweg zu wenig Heimplätze existieren.
In Toblach wird derzeit ein Sozialzentrum gebaut und es wurde zugesichert, dass hier für Menschen mit starker Beeinträchtigung Plätze vorgesehen sind. Nun scheint es in dieser Einrichtung nur mehr Plätze für betreutes Wohnen zu geben für Menschen der 1. Pflegestufe. Die schwerst Beeinträchtigten und ihre Familien bleiben weiterhin auf der Strecke und werden allein gelassen.
Die Situation in den Schulen
In den Schulen werden Stellen für Integrationslehrpersonen eingespart oder die Stundenzahl reduziert. Gleiches gilt für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Integration.
Diese Einsparungen führen dazu, dass die Lehrpersonen in der Klasse viele verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Leistungsstärken begleiten müssen. Das hat zur Folge, dass nicht alle Kinder die benötigte Unterstützung erhalten und in ihrem Lernprozess begleitet werden können. Dies kann zur Demotivierung, Frustration, Angst bis hin zur Schulverweigerung führen. Das Berufsbild der Mitarbeitenden für Integration muss dringend reformiert bzw. definiert werden.
Arbeitsintegration
Für Menschen mit Behinderung stellt eine Erwerbstätigkeit in einem Unternehmen oder in der öffentlichen Verwaltung eine große Herausforderung, aber immer auch ein wichtiges Ziel dar. Manchmal ist auch der geschützte Rahmen einer Sozialgenossenschaft, eines Sozialzentrums, einer Werkstatt oder einer gemeinnützigen Organisation eine passende Lösung.
Es ist höchst an der Zeit, dass mehr für eine effektive Arbeitsintegration geschieht und mit Hilfe von individuell abgestimmten Ausbildungen jede/r die nötige Vorbereitung für eine Arbeitstätigkeit erfährt. Besonders wichtig ist dabei der Übertritt von der Schule in die Arbeitswelt. Dieser Übertritt funktioniert leider nicht immer gut, sodass Betroffene schwer oder gar keinen geeigneten Arbeitsplatz finden. In diesem Zusammenhang ist das Thema „Gehalt statt Taschengeld“ in den Werkstätten ebenso anzugehen, wie die Rentenabsicherung für Menschen mit Behinderung, die einen Arbeitsplatz gefunden haben.
Weitere Beispiele
Die Fördermittel für speziell adaptierte Schuhe sind beschränkt, daher ist es kaum möglich, ein zweites Paar im Jahr gefördert zu bekommen. Die Unterstützung im Bereich Implantologie und Zahnmedizin ist nicht immer gewährt. Menschen mit starker Beeinträchtigung und höchster Pflegestufe dürfen ca. 29,00 Euro pro Tag für ihre eigene Arbeit in den Werkstätten bezahlen – damit sie diese besuchen können, was im Jahr in einigen Familien an die 6.000 – 7.000 Euro an Kosten bedeutet. Bezahlen, um arbeiten zu können. In der Arbeitswelt unvorstellbar, für Menschen mit Behinderung Alltag.
Inklusion darf kein Luxus sein, darum sind wichtige Schritte zu setzen
1) Barrierefreie Bahnhöfe, öffentliche Gebäude und Einrichtungen müssen Normalität werden
2) Berücksichtigung und Miteinbezug der Interessenvertretungen dieser Menschen in der Planungsphase
3) Erhöhung der Heimplätze und Gewährleistung einer kostenfreien Betreuung auch für schwer beeinträchtigte Personen, um Familien zu entlasten.
4) Wer arbeitet, soll Lohn erhalten und nicht dafür auch noch zahlen müssen oder ein geringes Taschengeld bekommen.
5) Aufstockung der Stellen für Lehrpersonen und Mitarbeiter im Bereich Integration und Inklusion. Bildung für alle muss gewährleistet sein
6) Finanzierung spezifischer medizinischer Leistungen z.B. zweites Paar orthopädischer Schuhe pro Jahr, Implantologie unter Vollnarkose im Krankenhaus oder in einer Privatklinik
7) Einrichtung eines Not-Assistenz Dienstes für das Wochenende, wo die meisten der pflegenden Kräfte (Badanti etc.) ihren freien Tag haben. Aufbau eines Assistenzdienstes nach Österreichischem Vorbild.
8) Anlaufstelle und medizinische Beratungsstelle für alle Belange der Inklusion und damit zusammenhängende finanzielle Unterstützungen im Bereich Menschen mit Beeinträchtigung welche Hilfeleistung bietet
9) Anpassung/Erhöhung der Löhne für die Mitarbeiter in geschützten Werkstätten und Wohnheimen
10) Förderung der Mehrgenerationenhäuser für gelebte Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung
11) Finanzielle Unterstützung für eine 14-tägige Auszeit und Übernahme der Pflege von Menschen mit Beeinträchtigung bei Bedarf
Inklusion darf kein Luxus sein. Familien, die es aufgrund ihrer Situation nicht einfach haben, dürfen nicht allein gelassen werden. Die notwendigen Mittel dafür müssen aufgebracht werden.
Inklusion und Integration müssen jederzeit gelebt und umgesetzt werden.
Monika Senfter Ausserhofer
Lucia Russo
Alex Ploner
Davide Perasso