Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
sehr geehrte Landesrätin Deeg,
sehr geehrter Landesrat Achammer,
Seit Anfang März dauert der Lockdown nun bereits an und bis voraussichtlich Anfang Mai wird sich nicht viel ändern. Viel Lob gab und gibt es für die MitarbeiterInnen in den systemrelevanten Bereichen, für die Angestellten in der Pflege, für VerkäuferInnen, für Chauffeure und viele andere. Doch auf die Frage, wie sie ihre Kinderbetreuung organisieren sollen, erhalten sie bisher keine Antwort. Bald werden hoffentlich nach und nach die Betriebe wieder öffnen. Wer wieder anfangen kann zu arbeiten, ist froh, dies endlich wieder tun zu können und so finanziell abgesichert zu sein. Doch wer Kinder hat, ist im Moment vollkommen auf sich allein gestellt. Eine Wiedereröffnung der Kleinkindbetreuung, Kindergärten und Schulen in der gewohnten Form ist aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen nicht zu erwarten. Immer wieder hören wir, dass der Normalbetrieb wohl erst im Herbst starten wird.
Das darf aber nicht heißen, dass Eltern bis dahin mit der Kinderbetreuung allein gelassen werden können.
Es braucht Lösungen für die Betreuung der Kinder und auch Jugendlichen von 0 – 14 Jahren.
Es ist allerhöchste Zeit Konzepte zu erarbeiten und in einer außergewöhnlichen Zeit, müssen außergewöhnliche Lösungen gefunden werden, gefragt sind Kreativität und Flexibilität von allen Beteiligten. Eltern brauchen jetzt ein Mindestmaß an Planungssicherheit und dazu gehört ein Angebot für die Betreuung und ein Datum, ab wann die Betreuungsangebote starten. Ab sofort – allerspätestens aber ab dem 4. Mai – brauchen wir zumindest eine Notfallbetreuung für Kinder in Kitas, Kindertagesstäten, bei Tagesmüttern, im Kindergarten und in der Grundschule. Was in Deutschland und Österreich von Anfang an selbstverständlich war, ist in Italien scheinbar kein Thema. Ich rufe Sie, Herr Landeshauptmann und auch die Landesräte dazu auf, diese Themen auch in den Videokonferenzen mit seinen Kollegen aus den anderen italienischen Regionen und dem Ministerpräsidenten aufzuwerfen. In der Zwischenzeit müssen wir aktiv werden. Vor allem die vielen Angestellten in den systemrelevanten Berufen und Alleinerziehende brauchen dringend Hilfe. Die Belastung Beruf, Haushalt, Familie und Fernunterricht ist kaum mehr zu stemmen. Auch Eltern, die im Home-Office arbeiten, geraten angesichts der Doppelbelastung immer mehr unter Druck.
Denken wir aber auch an die Kinder und Jugendlichen, die nun seit vielen Wochen zu Hause sind. Der Austausch mit Gleichaltrigen findet nur mehr digital statt. Kinder leiden unter dieser sozialen Isolation. Erschwerend kommt noch das erhöhte Risiko von physischer, psychischer und sexueller Gewalt hinzu, dem die Kinder und Jugendlichen so noch viel mehr ausgesetzt sind.
Verständlich sind die Bedenken vom pädagogischen Personal, die vor allem bei Kleinkindern große Schwierigkeiten sehen, die Sicherheitsabstände und Hygieneregeln einhalten zu können. Ich glaube aber auch, dass es in Kleingruppen möglich ist, die Kinder dahingehend zu sensibilisieren, was ja vermutlich auch schon im Elternhaus passiert. Abstände einhalten, Hände waschen, nichts in den Mund nehmen – all dies ist sicher möglich, den Kindern in altersgerechter Art und Weise zu vermitteln, dafür sind Pädagoginnen und Pädagogen ausgebildet.
Ein wichtiger Schritt ist jetzt eine Notbetreuung für jene Kinder, wo beide Elternteile arbeiten und auch dann nur, wenn beide aktiv im Dienst sind. Ich habe zahlreiche Rückmeldungen, die beide im Sanitätsbetrieb arbeiten und dort dringend gebraucht werden, gerade sie brauchen jetzt Unterstützung bei der Betreuung ihrer Kinder. In der Notbetreuung werden die Kinder in kleinen Gruppen betreut.
Die Anzahl der zu betreuenden Kinder wird überschaubar sein, gefordert ist hier allerdings große Flexibilität, angepasst an die Bedürfnisse der Eltern. Die Notbetreuung muss von allen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen (Kitas, Kleinkindertagesstätten, Tagesmütter, Kindergarten, Grund- und evtl. Mittelschule) angeboten werden.
Die Notbetreuung müssen wir solange aufrecht erhalten bis es zu einer schrittweise erweiterten Betreuung und dann zur vollständigen Wiederöffnung der Betreuungs- und Bildungseinrichtungen kommt. Die Angebote der Sommerbetreuung und des Sommerkindergartens, wie in den letzten Jahren, werden heuer gar nicht durchgeführt werden können. Es sollten jedoch alle Player in diesem Bereich in die Planungen mit einbezogen werden. Es braucht ein flächendeckendes Angebot über den gesamten Zeitraum hinweg, da viele Menschen ihren gesamten Jahresurlaub bereits aufgebraucht haben oder sich nach den Wochen des Stillstands keine Abwesenheit von der Arbeit mehr leisten können.
Um ein flächendeckendes Angebot über den gesamten Zeitraum zu garantieren, ist es notwendig mit den Verantwortlichen der Kinderhorte, Tagesmütter, Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen nach Lösungen zu suchen, um diese Ausnahmesituation zu bewältigen. Gemeinsam mit allen Trägern der Sommerbetreuung ist abzuklären, ob und wie bereits geplante Projekte durchführbar sind und wie die notwendigen Abänderungen aussehen können. Der Sommerkindergarten wird in der gewohnten Form kaum machbar sein, auch hier müssen dringend Alternativen erarbeitet werden, z.B. kleinere Gruppen auf mehrere Räume und Gebäude verteilt.
Die Kosten für die Betreuung, vor allem im Sommer, müssen für Familien, die bereits Lohneinbußen erlitten haben, reduziert werden. Hier ist die Landesverwaltung gefordert, zusätzliche Beiträge zu gewähren oder Beiträge umzuschichten (viele Projekte in Kindergarten und Schule wurden ja nicht durchgeführt).
Ich habe in diesem Brief, die Anliegen vieler Eltern, die mich in den letzten Wochen kontaktiert haben, zusammengefasst. Ich habe mit Vertretern von Sozialgenossenschaften, mit Tagesmüttern, Kinderbetreuerinnen, Kindergärtnerinnen und Lehrpersonen gesprochen, mich bei Sozialreferentinnen von verschiedenen Gemeinden informiert. Gemeinsam mit ihnen sind jetzt Konzepte zu erarbeiten und zeitnah umszusetzen.
Gerne bin ich zu jeglicher Art von Mitarbeit bereit, da ich gerade in diesem Bereich jahrelange praktische Erfahrung habe und auch sehr viele persönliche Kontakte.
Mit freundlichen Grüßen
Maria Elisabeth Rieder
Landtagsabgeordnete | Consigliera del Consiglio provinciale – Team K