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Menschen mit chronischen Erschöpfungszustand: Weiterhin keine spezialisierte Fachambulanz
rpt
Mit 17 Nein- und 14 Ja-Stimmen bei keiner Enthaltung lehnte der Landtag den Antrag des Team K ab, eine interdisziplinäre Versorgungsstruktur mit Spezialambulanz für ME/CFS-Betroffene einzurichten. “Die Neuroreha im Krankenhaus Sterzing als Kompetenzzentrum hierfür zu bezeichnen, ist insofern nicht stimmig, da diese Abteilung bis dato nicht einmal eine Primaria/einen Primar hat”, bemängelt der Landtagsabgeordnete Franz Ploner. In seiner Replik zur Stellungnahme von Landesrat Hubert Messner unterstrich Franz Ploner die Wichtigkeit der Einführung standardisierter Fragebögen zu dieser Erkrankung und regte die Erfassung und Dokumentation von Symptomen, Diagnosen und Therapien durch eine integrierte IT-Maske im neuen geplanten EDV-System des Südtiroler Sanitätsbetriebes an.
“Die große Schwierigkeit liegt in der Diagnose dieser Krankheit. Stigmatisierung, fehlerhafte Diagnosen und falsche Behandlungsformen sind sehr häufig für diese Patientengruppe, was wiederum Krankheitsverschlechterung sowie einer hohen psychischen Belastung der Betroffenen sowie deren Angehörigen führen kann. Auch die schwierige bis nahezu unmögliche sozialrechtliche Anerkennung bei den medizinischen und sozialen Diensten trägt zur prekären Situation der Betroffenen immens bei. Derzeit erfolgt die Behandlung hauptsächlich über die HausärztInnen, über FachspezialistInnen, jedoch eine umfassende Versorgung und Betreuung aller Symptome dieser komplexen Erkrankung wie ME/CFS kann nicht gewährleistet werden. Daher ist der Aufbau einer landesweit fungierenden interdisziplinären Struktur mit einer eigenen spezialisierten ME/CFS-Ambulanz, wie sie auch die Selbsthilfegruppe vor einiger Zeit gefordert hat, unerlässlich und zwingend notwendig”, ist Franz Ploner weiterhin felsenfest überzeugt. Ob eine vor Kurzem in Südtirol eingerichtete Arbeitsgruppe, bestehend aus Sanitäts- und Pflegedirektoren, wie von Landesrat Messner ausgeführt, ein valides Betreuungskonzept vorzulegen imstande ist, bleibt abzuwarten. Ob diese Arbeitsgruppe auch den Schritt zur Ticketbefreiung bei dieser Erkrankung wagt, wie im Team-K-Antrag gefordert, steht auch in den Sternen.
Was ist ME/CFS?
Mylagische Encephalomyeltis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine schwerwiegende, chronische Multisystemerkrankung, die zu 80 Prozent als Folge einer Infektion, zum Beispiel einer Erkrankung an Corona oder anderer viraler Infektionserkrankungen auftreten kann. Auch ein Trauma oder ein Unfall können die Erkrankung auslösen. Die Erkrankung kommt in der Größenordnung der Multiplen Sklerose oder der Diabetes-mellitus-Erkrankung vor. In Südtirol rechnet man seit Corona mit ungefähr 3.000 Betroffenen. Die Anzahl der weltweit Erkrankten wird auf rund 17 bis 24 Millionen Menschen geschätzt. ME/CFS schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Oftmals sind die Patientinnen und Patienten auf Pflege durch Angehörige angewiesen. Über 60 Prozent sind arbeitsunfähig, rund 25 Prozent können das Haus krankheitsbedingt nicht mehr verlassen oder sind sogar bettlägerig. Kinder und Jugendliche sind zum Teil massiv körperlich eingeschränkt bis hin zur Schulunfähigkeit, woraus ein hoher Grad sozialer Isolierung entstehen kann.