Ein Blick in den Beschluss der Landesregierung zur Kulturförderung in Zeiten des epidemiologischen Notstandes genügt, um zu verstehen, wie realitätsfremd und unsensibel die drei Kulturlandesräte sind.
Eine Unterstützung für lokale Kulturschaffende ist nur über Kulturorganisationen möglich, die Beschäftigungsmöglichkeiten für Kunstschaffende anbieten. Gefördert werden zudem für Organisationen digitale Anpassungen, sprich kulturelle Dienstleistungen online, wie Webcams, Homepages, IT-Plattformen usw. Heißt konkret, liebe Künstler/innen, vergesst weiterhin das Live-Publikum, ihr seid im Netz besser aufgehoben. Bietet eure kreative Arbeit online an, für viele Likes, für viel Applaus, aber für keinen Verdienst. Das Team K fordert ein Investitionsprogramm für die Südtiroler Kultur.
Das Einkommen liegt für die meisten Kulturschaffenden und die Zulieferindustrie (Technik, Logistik, Catering, Regie, Ausstattung) seit Wochen bei Null. Egal ob im professionellen oder ehrenamtlichen Kultur- und Veranstaltungsbereich. Die Verzweiflung, die finanziellen Nöte, die Orientierungslosigkeit und Planungsunsicherheit aller Beteiligten sind groß. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise in Österreich die Wertschöpfung durch die Kultur größer als jene der Landwirtschaft ist, so ist es unverständlich, wie stiefmütterlich bei den Covid-Unterstützungsmaßnahmen dieser Sektor behandelt wird.
„Für mich sind die jüngsten Vorschläge der Landesregierung bzw. der Kulturlandesräte ein Zeugnis von Unwissenheit und Geringwertschätzung der Kulturträger dieses Landes, egal ob Musikkapelle, Theaterverein, Tontechniker/in, Beleuchter/in oder Profimusiker/in. Die Aussage des Kulturlandesrates Achammer einen Tag nach der Verabschiedung des Landesgesetzes auf seinem persönlichen Blog sagt viel über sein Kulturverständnis aus. Er schreibt: „Nach diesem achtwöchigen Stillstand im Kulturleben wird man sich aber auch an den ein oder anderen Kulturtipp aus dem Netz erinnern. Und ja, einige Kulturschaffende werden das digitale Angebot beibehalten, was zeigt, dass auch sie die Chance erkennen“. Ja welche Chancen denn Herr Landesrat? Von Likes, gut gemeinten Kommentaren und virtuellen Applaus können sich Künstler/innen und alle Menschen die im Kultur/Eventbereich arbeiten keine Mieten zahlen, Kredite bedienen oder ihren Kindern ein Essen auf den Tisch stellen. Zudem braucht Kultur ein Publikum. Eine Ausstellung ohne Vernissage ist für viele Künstler/innen uninteressant. Genauso wollen Menschen vor einem Bild stehen, sich austauschen mit den Mitbetrachtern oder dem Künstler/in und nicht dabei auf ein Handy-Display oder einen Computerbildschirm starren.“ zeigt sich der Team K Abgeordnete Alex Ploner von der Kultur-Krisenpolitik enttäuscht.
Gerade jetzt in der Krise zeigen sich die Schwächen der heimischen Kulturpolitik. Der Aufbau einer Künstlersozialkasse wurde jahrelang hinausgeschoben. Bei der Anfrage des Team K im Landtag hieß es aus dem Munde Achammers, im Laufe des Jahres 2020 soll das entsprechende Gesetz verabschiedet werden. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit den Worten Taten folgen zu lassen.
Weiters fehlt seit Jahren ein klares und visionäres Kulturkonzept für das Land unter Einbindung aller Interessensgruppen. Was wird wie unterstützt (Überarbeitung der Förderpolitik), welche Netzwerke greifen ineinander, Vernetzung zwischen Wirtschaft, Tourismus, Schule und Kultur, wie können Kultursponsoring und Mäzenatentum in der Finanzierung helfen?
Dringende Fragen die endlich nach Antworten und Umsetzung verlangen. Bezeichnend für die Situation sind wohl die Presseaussendungen der Allianz für Kultur und des Südtiroler Künstlerbundes einen Tag nach Genehmigung des Regierungsbeschlusses. Dass es offensichtlich vor der Ausarbeitung des Beschlusses keinen Austausch zwischen der Kulturpolitik und den Kulturschaffenden gegeben hat, ist mehr als offensichtlich. Sonst hätten einige Anliegen bereits Beachtung im Beschluss gefunden.
Eines scheint in der Kulturpolitik ebenso noch nicht durchgedrungen zu sein. Künstler/innen sind meist Einzelunternehmer/innen, selten in Verbänden oder Vereinen organisiert und damit von den meisten Unterstützungsmaßnahmen der Landesregierung so weit entfernt, wie das Theater oder das Rockkonzert derzeit vom Aufsperren.
„Die Menschen brauchen wieder Musik, Tanz, Literatur und Kunst – jetzt vielleicht mehr denn je zuvor. Innsbruck macht es vor, Kaufleute, Stadtmarketing und Landestheater engagieren Künstler/innen, um für die Passanten in der Altstadt zu singen, zu rezitieren und zu musizieren. Genau jetzt sind Kreativität, Schnelligkeit, Mut und Vertrauen in der Kultur-Förderpolitik gefragt. Einen Sommer ohne Blas- oder Rockkonzert, Straßenkünstler, Theater, Kino oder Tanz will ich mir nur schwer vorstellen. In vielen Bereichen wird derzeit von Regionalität gesprochen. Die IDM fährt seit Wochen eine aufwändige Marketingkampagne dazu. Die Corona-Krise wird zeigen, wie ernst es die Regierenden dieses Landes mit der Regionalität in der Kultur und der Unterstützung heimischer Kulturschaffenden meint. Vielleicht wären genau jetzt die 1,5 Millionen Euro für das Hofburgartenkonzept von Andre Heller in junge, innovative, mutige, aufstrebende, heimische Künstler/innen besser investiert. Laut dem IDM Konzeptpapier „Kultur und Städte“ erwarten sich vor allem die Touristen Authentizität und Emotionalität in der Kultur. Das kommt aber nicht aus Wien oder über einen Computerbildschirm.“ ist Alex Ploner überzeugt.