Von bis zu 100 Schlafplätzen ist die Rede. Sämtliche Infrastruktur muss in kürzester Zeit aufgebaut werden. Das Team K zeigt Alternativen auf.
Dass Messehallen weltweit aufgrund der Corona-Epidemie umfunktioniert werden, ist derzeit an der Tagesordnung. Es werden ganze Krankenhäuser, Pflegestationen oder gar Leichenhallen in Messestrukturen eingerichtet. Bei solchen Projekten handelt es sich aber um Zusatzstrukturen, da Krankenhäuser kurzzeitig erweitert oder die Särge der Toten aufgebahrt werden müssen.
„Dass wir im Tourismusland Südtirol eine Messehalle für teures Geld umbauen müssen, um 100 Menschen einen Schlafplatz zu geben, ist für mich nicht nachvollziehbar.“ , zeigt sich Alex Ploner, der Abgeordnete des Team K über diese Vorgehensweise der Landesregierung verwundert. „Schon im Umfeld der Messe befinden sich zahlreiche Hotels, die derzeit leer stehen. Alle verfügen über Einzelzimmer, die mit allem ausgerüstet sind, was ein Mensch braucht, um einige Wochen in Sicherheit und Würde in Bozen leben zu können. Sogar eine Isolation im Hotelzimmer wäre bei einer Infektion möglich. In einer Messehalle mit Gemeinschaftstoiletten bzw. -duschen ist das sicher schwieriger. Für alle Beteiligten, sowohl für das Land wie auch für die interessierten Hoteliers könnte diese Lösung eine Win-Win Situation darstellen, vielleicht sogar mit Vorbildwirkung für die Zukunft. Eine solche Unterbringung der Menschen ohne Wohnsitz, mit Dusche und Essensgelegenheit, sowie Hilfe bei einer Arbeitssuche, könnte diese Corona-Krise zur Chance für diese Menschen werden lassen.“
Messepräsident Armin Hilpold betonte bei der Vorstellung des Projektes, dass sich die Messe Bozen ihrer sozialen Verantwortung bewusst sei und mit der Unterbringung der Obdachlosen ihren Beitrag in dieser für alle außerordentlichen Zeit leisten möchte. Dieses Engagement der Messegesellschaft ist löblich, zeigt man sich im Team K erfreut. Doch weder über die veranschlagten Kosten wurde bei der Pressepräsentation nicht gesprochen, die von Insidern auf eine Größenordnung von 200.000 Euro geschätzt werden, noch wurde über die mögliche Dauer der Unterbringung der rund 100 Menschen nichts gesagt. Denn eines ist sicher: es handelt sich nur um eine vorübergehende Notlösung.
„Es stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre in dieser Situation Strukturen anzumieten und auszubauen, die mittel- und langfristig als Unterkunft für die Obdachlosen dienen können und auch die Kirche verstärkt mit ins Boot geholt werden sollte. Ich bin überzeugt, dass sich in ganz Südtirol kirchliche Strukturen finden ließen, die derzeit leer stehen und nicht gebraucht werden. Ich denke hier an Weiterbildungseinrichtungen, an Klöster, oder z.B. an die um 12 Millionen Euro umgebaute Cusanus-Akademie in Brixen mit 100 Schlafplätzen, in denen Menschen ohne festen Wohnsitz zumindest für die Dauer der Coronakrise untergebracht werden könnten. Jetzt könnte sich Bischof Ivo Muser als kirchlicher Krisenmanager ins Spiel bringen und der Kirche, zusätzlich zur wertvollen Arbeit der Caritas, in der Coronakrise Glaubwürdigkeit und Sichtbarkeit geben,“ sagt der Abgeordnete des Team K Alex Ploner abschließend.