Der 28. Mai ist der “Internationale Tag der Frauengesundheit”. An diesem Tag richten in normalen Jahren Institutionen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Aufmerksamkeit auf die Frauengesundheit. Auch in Zeiten des Coronavirus weist das Team K Frauen auf die Wichtigkeit dieses Themas hin. Sabine Kiem, Francesca Schir und die Landtags- abgeordnete Maria Elisabeth Rieder befürchten, dass die Coronakrise auch eine Frauengesundheitskrise ist.
Ob Mann oder Frau – das Geschlecht ist ein individueller Risikofaktor für die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten und hat entscheidenden Einfluss auf den Behandlungsprozess. Das derzeitige medizinische Wissen beruht bisher jedoch hauptsächlich auf Erkenntnissen über den männlichen Organismus. „Die Einsicht, dass Gesundheit und Krankheit ein Geschlecht haben, setzt sich immer mehr durch. Wir brauchen eine geschlechtersensible medizinische Forschung, die sich nicht nur auf Gynäkologie und Geburtsmedizin beschränkt”, meint Sabine Kiem, Frauenärztin vom Team K Meran. Unsere Gesellschaft berücksichtigt Frauen, ihre Bedürfnisse, ihre Körper und ihre Gewohnheiten immer noch zu wenig. Vieles ist auf das Männliche ausgerichtet, geplant und gedacht. “Wir wissen zum Beispiel, dass dies für die Medizin, die Diagnostik und die Pharmakologie gilt. So werden Medikamente vornehmlich an Männern getestet”, stellt Kiem fest. Frauen, so scheint es, sind weniger wichtig, jedenfalls weniger sichtbar und werden oft nicht berücksichtigt. Das haben auch Politiker vor ein paar Tagen im Senat in Rom gezeigt. Eine Senatorin hat eine Anfrage eingebracht, um über die Arbeit der Frauen in Zeiten von COVID und deren Risiken bezüglich ihrer beruflichen Zukunft, zu beraten. Zahlreiche Senatoren haben den Saal verlassen. “Frauen erfahren weniger Wertschätzung. Und dies trotz der Tatsache, dass in diesen letzten zwei Monaten sehr viele Frauen an vorderster Front standen: 50 % der Ärzte sind Ärztinnen, wie auch zwei Drittel der Angestellten im Gesundheitsbereich und 80 % im Pflegeberuf Frauen sind”, unterstreicht Maria Elisabeth Rieder.
“Die ersten Folgen dieser Krise sind und werden psychologischer Art sein, nicht nur bei Frauen, aber vor allem bei Frauen”, ist Francesca Schir, Psychologin, überzeugt. Die nationale Berufskammer der PsychologInnen hat eine Studie in Auftrag gegeben, welche gezeigt hat, dass 72% der Italienerinnen und Italiener sehr stark unter der Krise und deren Folgen gelitten haben und noch leiden, vor allem Frauen zwischen 35 und 55 Jahren. Diese Daten wurden auch in Österreich erhoben. Die Krise hat bereits vorhandene Störungen verstärkt und neue geschaffen, welche unter anderem auf Familienkonflikte, auf das Fehlen von sozialen Kontakten und auf finanzielle Probleme zurückzuführen sind. “Die Zahl der Depressionen ist laut den Erhebungen von 6,9% auf 18% angestiegen. Auch in Österreich sind die Zahlen zur Depression alarmierend: wenn vor der Coronakrise diese Störung bei 4% der Befragten festgestellt wurde, haben die Zahlen fast das Fünffache, ca 20% erreicht” erklärt Schir weiter. In beiden Statistiken sind die Mehrzahl der Betroffenen Frauen, welche sich stärker um die berufliche, finanzielle und soziale Zukunft sorgen.
Das Team K Frauen erinnert daran, dass die biologische und psychische Gesundheit die Grundpfeiler eines gesunden Menschen sind, egal welchen Geschlechts sie sind. “Frauengesundheit ist ein ganz spezieller Bereich in der Medizin und verdient mehr Aufmerksamkeit und Sensibilität“, schließen Schir, Kiem und Rieder.
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