Abwarten und dann Tee trinken, scheint die Devise der Landesregierung zu sein, wenn es um das Gesundheitswesen und speziell um Lösungsansätze wie beim Hausärztemangel geht. Ein Beschlussantrag des Team K in der März-Landtagssitzung zeichnet die verschiedenen Problematiken in der basismedizinischen Versorgung auf und fordert die Landesregierung auf, längst überfällige Maßnahmen zu ergreifen. „Die Situation des Hausäztemangels spitzt sich immer mehr zu, deshalb liegt ein dringender Handlungsbedarf vor“, erklärt Franz Ploner, Landtagsabgeordneter sowie ehemaliger Arzt und Krankenhausleiter.
Der im Landtag eingereichte Beschlussantrag von Franz Ploner des Team K stellt die allgemeine Situation des Hausärztemangels in den Mittelpunkt der Diskussion. Anlass hierfür ist die steigende Rate an Pensionierungen bzw. auch an Kündigungen und das Fehlen an Fördermaßnahmen für junge, motivierte Ärzt*innen. In Südtirol gibt es derzeit 288 Ärzt*innen für Allgemeinmedizin (Stand 2022). Bereits jetzt sind fast 80 Hausarztstellen im Land unbesetzt. Bis zum Jahre 2031 werden mehr als 100 Hausärzt*innen in den Ruhestand gehen, zusätzlich zu den jetzt schon fehlenden ca. 80 Allgemeinmediziner*innen. Derzeit sind am Institut für Allgemeinmedizin an der Claudiana 12 Ärzte im ersten Ausbildungsjahr, 2 Ärzte im zweiten und 11 Ärzte im dritten Ausbildungsjahr. Angesichts dieser Perspektiven für die nächsten Jahre, ist Handlungsbedarf absolut notwendig.
Verschiedene nationale renommierte Agenturen und Institute haben dem Südtiroler Gesundheitssystem ein nicht sehr schmeichelhaftes Zeugnis ausgestellt. Nun hat der Landeshauptmann und Interims-Landesrat für Gesundheit Arno Kompatscher in seiner Pressekonferenz am 1. März 2023 versucht, diese ernüchternden Daten ins „rechte Licht“ zu rücken mit der sehr schwachen Begründung, dass es unterschiedliche Erfassungssysteme zwischen dem Staat und dem Land Südtirol gibt. Fakt ist, dass das Gesundheits- und das Sozialwesen vor allem in den letzten Jahr deutlich ins Wanken gekommen ist. „Mir blutet das Herz, wenn ich den jetzigen Zustand und die düstere Entwicklung trotz der hohen finanziellen Aufwendungen des Südtiroler Gesundheitssystems sehe“, spricht sich Franz Ploner von der Seele.
Mit dem Beschlussantrag soll die Landesregierung verpflichtet werden, längst überfällige und teilweise vereinbarte Maßnahmen für die Hausärzte anzugehen, so wie die Ausstattung der Hausarztpraxen mit Instrumentaldiagnostik, die Bezahlung für die Arzthelferin, die rasche Umsetzung der Digitalisierung und Vernetzung mit Seniorenheimen, Krankenhäusern, Laboren usw.. Ziel soll es sein, die Ansiedlung von Hausärzt*innen auch in der Peripherie wieder attraktiver zu machen.
„Dies wären nur einige Maßnahmen, fast wie Tropfen auf dem heißen Stein, die aber langfristig Verbesserungen in der vom Landeshauptmann so viel zitierten Nahversorgung der Bevölkerung bringen könnten. Ich bin gespannt, ob die Landesregierung hier endlich aktiv wird, oder ob das <Schönreden> von Statistiken weitergeht“, meint abschließend Dr. Franz Ploner.