Es ist Mitte August. Eine Gruppe Fahrrad-Touristen aus Österreich besteigt in Klausen einen Zug des Landes Südtirol. Kurzerhand werden sie vom Schaffner im scharfen Ton trotz gültigen Fahrscheines wieder aus dem Zug geworfen. Seit Jahren wird Südtirol als Fahrrad-Destination vermarktet – meist mit denselben Farben, die der wenig fahrradfreundliche Südtirol-Zug trägt. Der Fahrradtourismus hat hierzulande merklich zugenommen, die Dienstleistung der öffentlichen Verkehrsmittel zur Mitnahme der Räder hingegen nicht. Alex Ploner vom Team K weist in einer Landtagsanfrage auf diese Umstände hin.
„Als Pusterer, der seit Jahren die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, kenne ich die Problematik der übervollen Züge zur Genüge. Besonders im Juli und August beanspruchen die Radfahrer Plätze für ihre Fahrräder. Der Weg hin zu einer Rad-Destination sehe ich sehr positiv. Aber wenn wir uns als ‚Bike-Destination‘ präsentieren, müssen wir den Gästen auch das entsprechende Angebot im öffentlichen Nahverkehr bieten. Es ist beschämend, dass Gäste, die ein Zugticket vorweisen können, vom Schaffner aus dem Zug geworfen werden, da die wenigen verfügbaren Fahrradstellplätze bereits belegt sind. Es sind gerade mal 10 Fahrräder, die laut Auskunft eines Schaffners pro Zug mitgenommen werden dürfen. Wir brauchen vor allem in der Hochsaison eine entsprechende Aufrüstung unserer Züge, um Einheimischen und Gästen zu ermöglichen, auch mit Fahrrad die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Hinzu kommen ja oft auch noch Kinderwagen oder Kinderanhänger für Fahrräder, die ebenfalls Platz benötigen“, sagt Alex Ploner.
Dabei würde der Blick über die Landesgrenzen hinaus genügen. Die ÖBB sieht bei Bedarf einen Zusatzwaggon zum Radtransport für Züge vor, die z.B. Lienz in Richtung Innichen verlassen. In den Schweizer Kantonen Wallis, Bern und Graubünden verkehren die Linienbusse mit eigenen Rad-Anhängern oder Heckträgern. Vormerk- bzw. Buchungssysteme für den Fahrradplatz im Zug gibt es in Südtirol auch nicht.
“Ein Anruf bei der Infohotline der STA bestätigte meine Befürchtungen. Der Ratschlag an die Radfahrer/innen lautet demnach: Entweder die weniger ausgelasteten Züge zu nehmen, Stoßzeiten für Fahrten mit dem Rad zu vermeiden oder auf den nächsten Zug warten, sollten die Plätze für die Fahrräder nicht reichen. Ich bin überzeugt, dass in der Dienstleistung in Bezug auf die Rad-Mobilität in Südtirol noch viel Luft nach oben besteht. Nach vielen Jahren des Zuwartens wäre es höchst an der Zeit, gemeinsam in Abstimmung innovative und lösungsorientierte Wege zu gehen. Vormerksysteme über Apps oder Zusatzkapazitäten, vor allem auf der Schiene, sollten schnellstmöglichst bereitgestellt werden. Dann können wir uns wahrlich als Bike-Destination der Welt präsentieren”, so Alex Ploner abschließend.