Vize-Präsident Heiner Oberrauch hatte in seiner Eröffnungsrede Worte des Dankes für die Arbeit der Opposition zu diesem Thema gefunden. Alex Ploner vom Team K hatte bereits im Herbst 2019 einen Beschlussantrag zur Einführung der Europäischen Schule in Südtirol vorgelegt. Leider wurde dieser von der SVP und Lega in der letzten Landtagssitzung abgelehnt.
Die Ausführungen der Experten, darunter der aus Südtirol stammende Direktor der Europäischen Schule Frankfurt Ferdinand Patscheider, haben bei der Tagung eindrucksvoll aufgezeigt, wie diese Schulen die Stärkung der Mehrsprachigkeit der Schüler und Schülerinnen, aber gleichzeitig die Stärkung der eigenen Muttersprache vorantreiben.
„Europäische Schulen leben es vor, wie Kinder verschiedener Kulturen und Sprachen vom Kindergarten bis zur Europäischen Matura gemeinsam auf einem Schulcampus lernen dürfen. Somit wird Lehrsprache in der Schule gleichzeitig Alltagssprache und Umgangssprache. Im Gegensatz zur Südtiroler Bildungspolitik stellt sie das Verbindende über das Trennende. Hierzulande werden Schüler leider immer noch sprachlich getrennt.“ zeigt sich Alex Ploner besorgt.
Wie lange Veränderung im Bildungssystem in Südtirol braucht, hat der Wortbeitrag von Barbara Repetto gezeigt. Die langjährige Passionaria und Motivatorin für die europäische Schule hatte angemerkt, dass bereits Alt-Landeshauptmann Durnwalder mit ihr als Landesrätin vor über 10 Jahren Europäische Schulen besichtigt hatte und kurz davorstand, all sein politisches Gewicht in diesem europäischen modernen Bildungs-Geist zum Wohle der Zukunft Südtirols in die Waagschale zu werfen. Leider vergebens. Die Idee für die Einrichtung einer Europäische Schule ist in Südtirol nie wirklich gestartet.
Die beeindruckendste Wortmeldung des Tages kam aber durch Bildungsdirektor Gustav Tschenett der sagte: „Es ist alles bereit, wir erfüllen in Südtirol alle Voraussetzungen für eine Europäische Schule und könnten morgen schon beginnen.“
Angesichts dieser Worte stellt sich für das Team K schon die Frage, warum der Team K-Beschlussantrag zur Einführung einer Europäischen Schule von der SVP und Lega im Landtag abgelehnt worden ist. Der verantwortliche Landesrat für die italienische Schule Giuliano Vettorato hat heute zudem mit Abwesenheit geglänzt. Schade, denn er hätte von den Experten den Unterschied zwischen einer Europäischen Schule und einer anerkannten Europäischen Schule vermittelt bekommen. Genau mit dem Argument, dass es in Südtirol keine Europäischen Institutionen gibt und es damit keine Grundlage für die Einführung einer Europäischen Schule gäbe, hat er seine Ablehnung zum Beschlussantrag begründet.
Der Grundtenor der heutigen Tagung war ganz klar. Die Einführung einer europäischen Schule oder einer Englisch School wie es die Wirtschaftswelt formuliert, wäre höchst an der Zeit.
Landesrat Philipp Achammer hat in seiner Rede zwar für eine breitere und selbstverständlichere Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit geworben, musste aber auch offen zugeben, dass unser Bildungssystem diesem Anspruch immer weniger Rechnung trägt. Dabei hat er es als Bildungslandesrat der SVP in der Hand, diese Weichen im europäischen Geist endlich zu stellen.
„Nur zu liebe SVP und zeigt endlich Mut bildungspolitisch neue Wege zu gehen. Die Öffnung hin zu den blühenden Landschaften der Mehrsprachigkeit und einer breiten kulturellen Bildung ist auch eine Frischzellenkur für die Stärkung der eigenen Muttersprache – dies leben uns die europäischen Schulen seit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft bereits eindrücklich vor. Wenn die Ausführungen der Experten auf der heutigen Tagung, die Forderungen des Unternehmerverbandes nach einer Europäischen Schule, die Wünsche der Eltern und Schüler nach mehr Mehrsprachigkeit nicht erhört werden, dann verwehrt ihr unseren Kindern jede Menge Chancen. Das vom Landeshauptmann so gern verwendete Bild Südtirols vom kleinen Europa in Europa würde mit einer Europäische Schule endlich mit Inhalt gefüllt werden“, so Alex Ploner abschließend.