Notfall-Notaufnahmen sind am Limit. Spätestens im Winter bringen jahreszeitbedingte Infektionskrankheiten die Krankenhäuser und in der Folge die Notaufnahmen an die Belastungsgrenzen. Die seit Jahren überproportional steigende Zahl an ambulanten Notfallpatienten in den Notaufnahmen bringen die Notaufnahmen an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit mit für die Patienten unangenehmen, langen Wartezeiten. Ein Großteil der Notfallpatienten wird von dem geschulten Pflegepersonal in den Notaufnahmen grün oder blau/weiß (wenig dringend oder nicht dringend) triagiert.
Als möglicher Lösungsansatz, um die Belastungen der Notaufnahmen zu reduzieren, wäre die Errichtung eines „Telefontriage-Systems“. Ziel von Telefontriage ist es, die Bedürfnisse der Patienten von akuten Erkrankungen, die einer notfallmedizinischen Betreuung bedürfen, von den planbaren chronischen Erkrankungen zu steuern, um damit die Überlastung der Notaufnahmen zu reduzieren.
Vor allem in der Nacht, am Wochenende oder Feiertagen suchen die Patienten die Notaufnahme auf, da diese für sie die einzigen Ansprechpartner für die Konsultation ihrer Beschwerden darstellen. Einige Länder wie Dänemark, Großbritannien, Schweiz und Österreich haben ein solches „Triagetelefon“ mit kompetent ausgebildeten Ansprechpartnern eingerichtet. Über eine einheitliche Telefonnummer, die „Triagenummer“, die in der gemeinsamen Notfallleitstelle bei gleicher Rufnummer angesiedelt ist, kann bei eigens geschultem Personal Beratung eingeholt werden. In diesen Notfallleitstellen werden Patienten auf der Grundlage einer qualifizierten Ersteinschätzung in die richtige Versorgungsebene vermittelt.
Infolge der telefonischen Einschätzung wird der Patient je nach Schwere seiner Erkrankung entweder mit dem Rettungsmittel in die Notaufnahme gebracht, während der Sprechstundenzeiten an den Vertrauensarzt weitergeleitet oder er wird entsprechend einem Algorithmus zu einen späteren Behandlungszeitpunkt beim Vertrauensarzt oder Facharzt verwiesen. Nachteil der Telefontriage ist, dass man Patienten nicht vor sich sieht. Es werden deshalb keine Diagnosen gestellt und die ärztliche Behandlung ersetzt, sondern anhand von standarisierten Fragenabläufen erfolgt eine Triagierung nach Schweregraden und klinischen Symptomen. Telefontriage muss nicht obligat durch einen Arzt durchgeführt werden, es sollte aber ein Arzt für etwaige Rückfragen rasch verfügbar sein. Deshalb ist die Absiedelung in der Notrufzentale 112 vorteilhaft.
In Österreich wurde dieses Telefontriagesystem flächendeckend im November 2019 eingeführt. Es entlastet die Notaufnahmen, beugt Fake News vor, indem sich Patienten seriös bei geschultem Fachpersonal beraten lassen können, und gibt den Patienten auch bei leichten Erkrankungen, die einer sofortigen Behandlung nicht bedürfen, Sicherheit.
Dies vorausgeschickt verpflichtet der Südtiroler Landtag die Landesregierung
- zu prüfen, das Triagetelefon in der Notrufzentrale mit der einheitlichen Notrufnummer 112 einzurichten und dieses, wenn die Voraussetzungen gegeben sind, zu implementieren;
- das Personal, das die Telefontriage durchführt, systematisch zu schulen;
- das flächendeckende Triagetelefon der Bevölkerung bekannt zu machen, um dadurch eine Entlastung der Notaufnahmen zu erreichen;