Es ist eine wichtige Tradition im Südtiroler Landtag, dass sich die Generaldirektoren der Südtiroler Sanität den 35 Abgeordneten vorstellen. Dadurch ist symbolhaft verankert, wie wichtig das Thema öffentlich Gesundheitsversorgung im Grunde ist. Florian Zerzer präsentierte sich heute im Landtag als Teamplayer gemeinsam mit seiner Führungsspitze. An seiner Seite saßen neben Marianne Siller und Umberto Tait auch Thomas Lanthaler, der in Kürze den Betrieb verlässt.
Die Vorstellung des Generaldirektors Florian Zerzer heute im Landtag war nicht die eines neuen Hoffnungsträgers, sondern die Wiederbegegnung mit einem altbekannten Spitzenbeamten. Zauber eines Neubeginns? Fehlanzeige!
Bereits vor 12 Jahren unter dem damaligen Landesrat für Gesundheit, Richard Theiner, war Florian Zerzer schon als Ressortdirektor an vorderster Front an der Zentralisierung der Südtiroler Sanität beteiligt. Dadurch gerieten die kleineren Spitäler in eine für Patient/innen, Pflege – Hilfs-, Verwaltungs- und ärztliches Personal in eine unsichere Lage – jedem Versprechen nach gebetsmühlenhaft beteuerter Planungssicherheit zum Trotz.
Generaldirektor Zerzer mühte sich zwar redlich, Vertrauen im Landtag für seine Arbeit und Ziele im Sinne einer besseren Gesundheitsversorgung zu bekommen. Er sprach über die Patientenzufriedenheit, über Zertifizierungen, den Abbau der Wartezeiten und die Ausbildung. Er lobte den Einsatz der Mitarbeiter/innen und sprach über die Notaufnahmen.
Die zahlreiche Wortmeldungen seitens der Landtagsabgeordneten verdichteten schnell den Eindruck, dass die Politik dem alten Neuen der Südtiroler Sanität mit großer Skepsis begegnen.
Das sich äußernde Urteil, dass mit Landesrat Theiner und insbesondere seiner Nachfolgerin Landesrätin Stocker, die Südtiroler Sanitäts-Reform de facto alles andere als geglückt sei und jetzt hingegen auf wundersame Weise gelingen solle, verleitete die Sanitätsexperten des Team Köllensperger Maria Elisabeth Rieder und Dr. Franz Ploner gar zum Spruch: “Die Botschaft hören wir wohl, allein es fehlt uns der Glaube”. Abgeordnete Rieder bezeichnete die Schaffung eines Sanitätsbetriebs mit dem Vorhaben “ein Betrieb – sieben Krankenhäuser” für gescheitert.
Abgeordneter Dr. Franz Ploner, der auf 40 Jahre Erfahrung als Arzt zurückblickt, wollte vom neuen Generaldirektor wissen, wie er die Wartezeiten in den Griff kriegen wolle, was er gegen die nicht mehr zu übersehende Kündigungswelle zu tun gedenke und wie er Südtiroler Jungärzte zu einer Rückkehr bewegen werde. Auch sprach er die Herausforderung an, die bestehende Belegschaft in der Sanität zum Bleiben zu motivieren. Leider blieb Florian Zerzer konkrete Antworten größtenteils schuldig, auch wenn er versicherte, dass man die Kritik der Jungärzte Ernst nehme und sich des Personalmangels bewusst ist. Auch das neue Ausbildungsmodell, das gut angelaufen ist, sollte für neues ärztliches Personal sorgen. Allerdings hält Zerzer die Meldungen über die Personalflucht für übertrieben.
Die beiden Abgeordneten des Team Köllensperger vermissen trotz Zerzers teilweisen Antwortversuchen Strategien zur Pflegesicherung oder der Personalrekrutierung.