Am 29. September 2019 feierte die überregionale Buslinie Innichen – Santo Stefano di Cadore ihren 5. Geburtstag. Diese Regionen überwindender öffentliche Mobilität ist ein Bekenntnis zur Überwindung von Grenzen und ist Ausdruck für ein Europa der Regionen.Historisch gesehen bestehen seit jeher zwischen dem Raum Hochpustertal und dem Cadore eine Vielzahl von Kontakten, Beziehungen und Formen unterschiedlicher geschäftlicher Zusammenarbeit.
Durch die Ausdehnung des Skigebietes der Drei Zinnen am Helm bis nach Padola im Cadore wurde das Spektrum dieser Zusammenarbeit auch um eine strategische touristische Dimension erweitert. Auch dadurch konnte der Arbeitsmarkt im Cadore angekurbelt werden, der seinerseits seit dem seit den 90er Jahren fortschreitenden Niedergang der Brillenindustrie Licht am Ende des Tunnels zu erblicken begann. Dadurch konnte der unter Fachkräftemangel leidenden Provinz Bozen und ihren vielen Unternehmen und Branchen auch mobilitätsmäßig ein wichtiges Territorium an potentiellen Arbeitskräften erschlossen werden.
Auch aus diesen Gründen und in Berücksichtigung eines anderenfalls sehr PKW–intensiven Pendlerverkehrs war es ein den Grundsätzen einer heute mit noch mehr Nachdruck vertretenen Nachhaltigkeit Rechnung tragender Meilenstein, mit 29. September 2014 eine tägliche mit 6 Fahrten ausgestattete interregionale Buslinie zwischen Innichen und Santo Stefano di Cadore in Betrieb zu nehmen.
Somit stand dieser interregionale Linienbusdienst sinnbildlich für eine höchst umweltfreundliche unf effiziente öffentliche Mobilitätsstrategie, welche ausdrücklich laut Einvernehmensprotokoll zwischen der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol und der Provinz Belluno nebst dem Berufspendleraufkommen auch dem Umwelt– und Verkehrsentlastungsaspekt bei der An – und Abreise von den touristischen Attraktionspunkten im sogenannten Teilbereich Nr. 5 des UNESCO Weltnaturerbes sowie schließlich einer besseren Erreichbarkeit sozio–sanitärer Strukturen wie z.B. in Zusammenhang mit den Diensten des Krankenhauses Innichen ihren Tribut zollen wollte.
Diese innovative interregionale tägliche Busverbindung war Ergebnis zäher Bemühungen beider Provinzen, von Belluno und der Autonomen Provinz Bozen–Südtirol einer im Rahmen der auf EU Finanzierung mittels Interreg Mitteln fokussierten Zusammenarbeit im Programm Dolomiti Live.
Auf Südtiroler Seite wurde sie mit dem Beschluss der Landesregierung Nr. 1154 vom 30. September 2014 aus der Taufe gehoben als Interreg Projekt IV Italien–Österreich „Mobiler zwischen drei Regionen“ und somit als Teil einer weitaus breiter angelegten öffentlichen Mobilitätsstrategie, die auch mit weiteren Maßnahmen das EU Nachbarland Österreich umfasst.
Obwohl es immer wieder rückblickend für den Fortbestand dieser 66 km langen Buslinie des Segens der Politik bedurfte, vielleicht auch auf Grund anfänglich schleppender Annahme durch ein entsprechendes Passagiersaufkommen, war es auf Südtiroler Seite vor allem dem ehemaligen Landesrat für Mobilität zu verdanken, dass der Linie zu ihrer Bewährung immer wieder notwendige Zeit durch mehrmalige Verlängerungen des Dienstes eingeräumt wurde.
Während somit diese Buslinie für Berufspendler, Touristen und an einem regen Austausch einer Vielzahl von Dienstleistungen interessierten Cadoriner wie Hochpustertaler dies– wie jenseits des Kreuzbergpasses konzipiert war und mittlerweile sehr gut angenommen ist, wie die Fahrgastzahlen belegen, steht sie heute zur Disposition.
Schwer vorstellbar, dass die Kostenlage den Ausschlag zu dieser gegeben haben kann: der 50%–ige Anteil der prognostizierten Halbjahres–Finanzierung zu Lasten des Südtiroler Haushalts (die Provinz Belluno trägt den anderen 50 % Anteil) beträgt laut einem Beschluss der in der letzten Legislatur noch amtierenden Landesregierung, Nr. 633 vom 26.06.2018, knapp weniger als 100 Tausend EUR, inklusive MwSt. Dieser überschaubaren Kostenlage zum Trotz sollte jedoch laut ursprünglichen Meldungen in einigen cadorinischen Online Medien und einem Bericht eines Radiosenders des Veneto zufolge ab 2020 diese sich dies wie jenseits des Kreuzbergpasses bewährte Buslinie arg beschnitten werden.
Befürchtungen um die Beendigung des Dienstes mit Ende 2019 machten gar die Runde, sodass sogar eine Unterschriftenaktion in Cadore gestartet wurde, die dem Unmut der Bevölkerung Luft machte und die Politik zum Handeln aufrief.
Die Landesregierung wird um die schriftliche Beantwortung folgender Fragen im Sinne der Geschäftsordnung ersucht:
1. Was passiert mit der interregionalen Linienbuslinie Innichen – Santo Stefano di Cadore mit 01.01.2020 – Ausdünnung von Anzahl Fahrten bzw. Auflassung von Haltestellen?
2. Ist die grundsätzliche Fortführung der Linie 2020 gesichert?
3. Wann hat Landesrat Alfreider mit seinem Amtskollegen der Provinz Belluno die Situation beurteilt? Welche Szenarien standen zur Diskussion?
4. Wie beurteilt diesen Schritt aus der Optik der Nachhaltigkeit der Nachhaltigkeitsbeauftragte der Südtiroler Landesregierung?
5. Wurde vor der getroffenen Entscheidung prognostiziert, welches zusätzliche PKWPendleraufkommen als weitere Belastung für Umwelt und Anrainer auf der Straße zwischen dem Hochpustertal und dem Cadore zu erwarten ist?