In Österreich gibt es seit kurzem 40 BiodiversitätsvermittlerInnen.
„Vielfalt am Betrieb – von Bauer zu Bauer, von Bäuerin zu Bäuerin“ ist ein Projekt vom ÖKL (Österreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung) in Zusammenarbeit mit privaten Umweltbüros.
Im Rahmen des Projektes wurden 4-tägige Schulungen „Vielfalt auf meinem Betrieb“ organisiert und so insgesamt 40 LandwirtInnen zu BiodiversitätsvermittlerInnen ausgebildet. Die Schulung „Vielfalt auf meinem Betrieb“ beruht auf einem Bildungsansatz „Von Bauer zu Bauer bzw. von Bäuerin zu Bäuerin“.
Bei den Betriebsbesuchen „Vielfalt auf meinem Betrieb“ werden die teilweise selbstverständlichen Leistungen der heimischen Bauern für die Artenvielfalt erhoben, deren Wert in den Vordergrund gerückt und unter BerufskollegInnen „von Bauer zu Bauer“ weitere mögliche zusätzliche Maßnahmen diskutiert. Das Ergebnis des Betriebsgespräches ist ein Plakat zur „Vielfalt auf meinem Betrieb“, welches die betriebsindividuellen Leistungen für die Vielfalt herzeigt. Dieses kann dann zur Kommunikation an Hofbesucher oder Konsumenten verwendet werden. Die teilnehmenden Betriebe bekommen außerdem kostenlose Unterlagen rund um die Biodiversität zur Verfügung gestellt.
Es wurden außerdem drei für die ÖPULMaßnahmen Bio und UBB anrechenbare Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema „Vielfalt auf meinem Betrieb“ abgehalten.
Eine Auswahl der Betriebsplakate wurde im Rahmen einer Ausstellung im BMNT und dem LFI Oberösterreich präsentiert.
Ab Sommer 2018 80 Betriebsgespräche „Vielfalt auf meinem Betrieb“ im Rahmen des Projekts „Biodiversität von Hof zu Hof“. 2019: 90 Betriebsgespräche. Mit Unterstützung von Bund und Europäischer Union.
Bei den kostenlosen Betriebsgesprächen mit den geschulten Vermittlerbauern und -bäuerinnen „Vielfalt auf meinem Betrieb – von Bäuerin zu Bäuerin, von Bauer zu Bauer“ geht es darum, die Artenvielfalt am eigenen Betrieb herzuzeigen und zu entdecken.
Liegengelassene Holz- und Reisighaufen, vergessene Winkel mit wucherndem Altgras und Brennesseln, alte Obstbäume, Blühstreifen, Streuobstwiesen, Trockensteinmauern, selten gemähte Böschungen, extensive Wiesen und Hutweiden, Hecken, Feldgehölze, Raine, etc. sind (noch) auf vielen landwirtschaftlichen Betrieben zu finden. Diese oftmals nicht beachteten, ertragsarmen bzw. als verwilderten bzw. schlampig angesehenen Teile sind Plätze die rund um den landwirtschaftlichen Betrieb eine unheimlich große, oft nicht bewusst wahrgenommene Vielfalt an Leben beherbergen indem sie Lebensraum und Rückzugsort für viele Tier- und Pflanzenarten bieten.
In dem Pilotprojekt „Vielfalt auf meinem Betrieb“ geht es genau um diese kleinen Besonderheiten und Lieblingsplätze rund um den Bauernhof. Und es geht um das genaue Hinschauen, darüber Reden und Wahrnehmen der eigenen Vielfalt. Die Erhaltung dieser Vielfalt ist für uns alle überlebenswichtig, denn wir brauchen eine Vielzahl von Insekten z.B. zur Bestäubung unserer Nutzpflanzen. Die Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Vielfalt und hat eine große Verantwortung, wenn es darum geht, das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten zu sichern. Ziel ist es, die vielfältigen Leistungen der Landwirtschaft ins Bewusstsein der BewirtschafterInnen und der Öffentlichkeit zu rücken und den Zusammenhang zwischen Bewirtschaftung und Biodiversität verständlich zu machen.
Interessierte Bäuerinnen und Bauern haben die Möglichkeit, ihre Vielfalt auf dem Betrieb herzuzeigen und mit den speziell geschulten BiodiversitätsvermittlerInnen, die selbst LandwirtInnen sind, über mögliche Maßnahmen zu diskutieren. Die Vermittlerbauern und -bäuerinnen besuchen ihre BerufskollegInnen in ganz Österreich und erstellen bei einem Betriebsgespräch individuelle Biodiversitäts-Portfolios. Gemeinsam wird der Betrieb bei einem Rundgang mit „neuen Augen“ gesehen.
Es wird die gesamte Vielfalt am Betrieb betrachtet – vom Grünland, Acker und Streuobst bis hin zur Hofstelle und dem Wein- oder Obstgarten kann hier alles dabei sein, die schönsten Platzerl und Besonderheiten rund um den Betrieb ausgewählt, diese Vielfalt wird mit Fotos dokumentiert. Es wird gezielt über jene Besonderheiten und Lieblingsplätze gesprochen, die für die Artenvielfalt wichtig und deswegen erhaltenswert sind. Es wird auch darüber gesprochen, was noch möglich ist oder welche Fördermaßnahmen es vielleicht gibt.
Jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer erhält ein individuell gestaltetes Plakat sowie eine Mappe mit umfassendem Bildungsmaterial mit interessanten Informationen rund um das Thema „Vielfalt auf meinem Betrieb“ kostenlos zur Verfügung gestellt.
Mit dem Projekt wird die Vielfalt rund um den Betrieb zum Gesprächsthema unter Bauern und Bäuerinnen gemacht und ein Netzwerk an engagierten BiodiversitätsbotschafterInnen in ganz Österreich aufgebaut.
Biodiversität braucht Landwirtschaft.
Landwirtschaft schafft Biodiversität.
Das Projekt bringt neben individuellem Plakat, Infomappe und Portfolio einen Erfahrungsaustausch „Wie machen‘s andere?“, einen erweiterten Blick auf den eigenen Betrieb und seine kleinen und großen Besonderheiten. Auch zusätzliche Informationen zu „Was kann ich noch tun? – Wofür könnte es eine Leistungsabgeltung geben? – Was kann ich Besuchern, Konsumenten oder Urlaubern mit Stolz zeigen? – Welche Leistungen erbringe ich neben der Lebensmittelproduktion?“
Vielfalt bedeutet …
„… nach einem arbeitsreichen Tag zu meinem Lieblingsplatzerl zu geh’n, mich auf die Bank dort zu setzen und einfach nur das Summen und Brummen auf meinen Wiesen zu hören und zu beobachten!“
„… Insektengeräusche und Vogelgesang in meinen Ohren!“
„… auch einmal ein bisserl schlampert sein zu dürfen!
Es bringt schon was für viele Insekten, wenn ich ein Stückerl Gras stehenlasse.“
„… wenn die Schwalben jedes Jahr wieder zu mir auf den Hof kommen!“
„… Leben!“
Dies vorausgeschickt, verpflichtet der Südtiroler Landtag die Landesregierung:
- zeitnah, im Herbst 2020, eine entsprechende Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem SBB Südtiroler Bauernbund, der Laimburg und den Fachschulen für Land- und Hauswirtschaft nach dem Vorbild Österreichs anzubieten;
- BiodiversitätsvermittlerInnen in Südtirol einzusetzen, welche den Bäuerinnen und Bauern fachlich und praktisch zur Seite stehen;
- die Bewerbung der Inanspruchnahme der kostenlosen Gespräche in Auftrag zu geben;
- Punkte bei der Bewertung von Urlaub-auf-demBauernhof-Betrieben bei der Qualitätseinstufung vorzusehen;
- einen zusätzlichen Förderbonus im Rahmen der Berechnung der Agrar-UmweltMaßnahmen vorzusehen.