Die Anhörung zur Schule im Landtag, die vom Team K Abgeordneten Alex Ploner gefordert wurde, hat einmal mehr die vielen Baustellen im Südtiroler Bildungssystem offengelegt. Lehrpersonen und Führungskräfte aus dem Kindergarten, der Oberschulen und den Berufsschulen schlagen Alarm. Es ist vielerorts nicht mehr möglich, einen qualitativ guten Unterricht zu gewährleisten. Eine Situation, die der Landesregierung und den zuständigen Landesräten bestens bekannt ist. Es stellt sich nun die Frage, warum Entwicklungen verschlafen, Ressourcen nicht bereitgestellt und die Hilferufe aus der Schule von der Politik, aber auch von der Gesellschaft nicht vernommen werden.
„Diese Anhörung stimmt mich einmal mehr sehr nachdenklich. Von jenen Menschen, die sich täglich um die beste Bildung unserer Kinder bemühen, die herrschende Situation in den Kindergärten und Schulen so ehrlich und plakativ präsentiert zu bekommen, hat wohl bei allen anwesenden Landtagsabgeordneten Eindruck hinterlassen, so auch bei mir. Die Problemfelder sind allen bestens bekannt, aber anscheinend passiert immer noch viel zu wenig, um diese Probleme auch zu lösen. Es beginnt schon einmal damit, dass quer durch alle Schulstufen und ich nehme hier die Rückmeldungen aus der letzten Anhörung zur Grund- und Mittelschule im vergangenen Oktober auch dazu, die mangelnde Wertschätzung in der Bevölkerung für die Arbeit in der Bildungswelt, egal ob Lehrpersonen, pädagogische Fachkräfte oder nichtunterrichtendes Personal ein großes Thema ist. Das Wort Frust ist immer wieder gefallen. Frust wegen der omnipräsenten Bürokratie, die ein Arbeiten am Kind und Schüler oft in den Hintergrund rücken lässt. Das Beispiel, dass eine Führungskraft kürzlich eine Eigenerklärung verfassen musste, um zu erklären, dass die bisher gemachten Eigenerklärungen der Wahrheit entsprechen, lässt doch tief in den Bürokratiesumpf blicken. Frust auch über die Gehaltssituation. Europaweit stehen die Mitarbeitenden in den Bildungseinrichtungen in Südtirol am Ende der Gehaltstabelle. Dies betrifft auch Schulwarte und Mitarbeitenden in der Schulverwaltung. Hier herrscht jetzt schon großer Personalnotstand an vielen Schulen. Ich habe in dieser Anhörung trotz der schwierigen und widrigen Arbeitsbedingungen immer noch motivierte und engagierte Menschen erlebt. Aber das ganze System bewegt sich an einer Grenze, am Limit. Es scheint nicht viel zu brauchen, dass die Situation und mit ihr die Stimmung kippt. Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf. Bezeichnenderweise kamen die drei Landesräte für die Bildung kurz zur Anhörung vorbei, um Grußworte zu sprechen, machten sich aber dann schnell wieder vom Bildungsacker. Auch glänzte die politische Mehrheit mit großer Abwesenheit bei dieser Anhörung, zu der alle 36 Abgeordneten eingeladen waren.“ fasst Alex Ploner den gestrigen Tag zusammen.
Große Sorgen bereitet auch der Fachlehrermangeln an den Berufsschulen. Es ist kaum noch möglich, gut ausgebildete Fachlehrpersonen für jene Jugendlichen zu finden, die sich für eine Berufsschule entscheiden, immerhin 1/3 aller Schüler und Schülerinnen in Südtirol. Auch lassen sich kaum noch Mitarbeiterinnen finden, die das System aufrechterhalten, dazu gehört auch eine Köchin für die Mensa einer Berufsschule, die täglich 180 Essen kocht. Sie arbeitet mit einem Gehalt von 1450 Euro und trägt dafür die gesamte Verantwortung für Einkauf, Organisation und Personalführung in der Küche. Angesprochen wurde der weiterhin bestehende Mangel an Mitarbeiterinnen für Integration, Integrationslehrpersonen und Lehrpersonen in bestimmten Fächern. Es muss immer mehr auf Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen zurückgegriffen werden, die ohne entsprechende Ausbildung unterrichten. Das Fazit der Anhörung ist ernüchternd. Die Schule arbeitet vielerorts am Limit. Es fehlen Räumlichkeiten ebenso, wie Ressourcen in allen Bereichen, das Image der Schule und die damit verbundene Wertschätzung lassen zu wünschen übrig. Lehrpersonen in der Stammrolle kündigen, Schüler in Tourismusorten wie Gröden brechen die Ausbildung ab, weil sie keinen Wohnraum vor Ort finden, Kollektivverträge werden seit über 10 Jahren nicht angepasst, obwohl anderes versprochen war.
„Anstatt netter Begrüßungsworte und dem üblichen Bla Bla hätten sich die Teilnehmenden an der Anhörung aufmerksame Landesräte gewünscht, die sofort an die Arbeit gehen, um all diese Missstände endlich zu beheben und Versprechen einzulösen. Bei einem 8 Milliarden Haushalt muss einfach mehr für die Bildung unserer Kinder getan werden. Statt 750.000 Euro in die Bewerbung des Nicht-Südtiroler Specks zu investieren, sollten diese Gelder in die Bildung unserer Kinder investiert werden. Tatsache ist, dass Lehrpersonen in der Schule mit 12 Jahre alten Computern mit einem Betriebssystem aus den 2000er Jahren arbeiten, oder ihren privaten Computer in die Schule mitbringen müssen.“ bringt es Alex Ploner abschließend auf den Punkt.