Es brennt lichterloh an vielen Stellen in der Schule. Das ist spätestens seit der Petition von über 1100 Lehrpersonen und den Rückmeldungen in der Presse bekannt. Die von Alex Ploner im Landtag geforderte Anhörung untermauerte gestern viele Befürchtungen. Wir haben in der Bildungswelt größere Probleme, als die Bildungspolitik zugeben will. Das System ist und arbeitet am Limit. Das Protokoll der gestrigen Anhörung sollte dem neuen Landtag, der am 22. Oktober gewählt wird, Auftrag und Verpflichtung sein.
“Es ist augenscheinlich nur noch dem Durchhaltevermögen, der Begeisterung für den eigenen Beruf und der Erfahrung der Lehrpersonen, Direktorinnen und Direktoren und dem nicht unterrichtenden Personal zu verdanken, dass unser Schulsystem noch so gut läuft. Die Rahmenbedingungen verschlechtern sich aber seit Jahren und niemand tut etwas. So der Grundtenor jener Personen aus der Schulwelt, die gestern eine Situationsschilderung im Landtag präsentiert haben. Im Grunde sind diese Aussagen und Fakten ein Armutszeugnis für ein modernes Bildungsland, wie es Südtirol ist und eine Bankrotterklärung für die Bildungspolitik.” so fasst Alex Ploner die Ergebnisse der Anhörung zusammen.
In vielen Bereichen fehlt es an notwendigen Ressourcen. Es fehlen Klassenlehrer ebenso, wie Mitarbeitende für Integration, die dann auch vergebens für eine Vollzeitstelle kämpfen. Die gesamte Sprachförderung ist ein Trümmerfeld. Wenn jetzt Sprachkurse auch noch für Eltern verpflichtend gemacht werden, fragt sich die Schulwelt, woher denn die Leute kommen sollen, die dieses Angebot umsetzen. Es fehlt Personal in der Verwaltung. Eine Direktorin erzählt, dass sie zu 70% nur mit Verwaltungsarbeit verbringt und damit die Arbeit im Schulpädagogischen Bereich auf der Strecke bleibt. Für den Ankauf von Schulmaterialien sind bis zu 18 Verwaltungsschritte notwendig. Ein System, das von einer Putzkraft einen Zweisprachigkeitsnachweis verlangt, während Ärzte mittlerweile ohne einen solchen eingestellt werden können, kann nicht funktionieren. Arbeiten müssen zudem für teures Geld ausgelagert und an Privatfirmen übergeben werden, was wiederum eine unnötige Geldverschwendung bedeutet. Lehrpersonen mit Stammrolle kündigen, die Gehälter lassen mehr als zu wünschen übrig. Auch um die gesellschaftliche Wertschätzung der Mitarbeitenden im Bildungsbereich ist es nicht gut bestellt. Die Mängelliste, die bei der Anhörung vorgebracht wurde, ist lang.
“Von den 250 Studienplätzen an der Bildungsuniversität sind derzeit nur 93 besetzt. Der Lehrerberuf wird zunehmend unattraktiver. Die Anhörung gestern hat ein düsteres Bild für die Bildungszukunft unserer Kinder gezeigt. Besonders besorgniserregend fand ich die Aussage, dass man mit den eigenen Ideen und Vorschlägen bei den Verantwortlichen der Schulämter und bei den Landesräten kaum Gehör findet, im Gegenteil. Es wird empfohlen, still zu sein, sich auf die Schule zu konzentrieren und nicht Politik zu machen. Dabei sind es gerade diese erfahrenen Menschen aus der Schule, die jeden Tag miterleben müssen, wie Vieles den Bach runter geht. Sie sind es, die Verantwortung übernehmen und mit diesen Realitäten täglich konfrontiert sind. Eine Lehrperson hat es gut auf den Punkt gebracht, was Schule braucht. Erstens motivierte, starke und wertgeschätzte Lehrerpersönlichkeiten, Fachwissen, dann Wissen, wie man Fachwissen vermittelt und eine gute Schulorganisation. In all diesen Bereichen scheint es große Schwierigkeiten zu geben, die nicht mehr weg zu diskutieren oder zu beschönigen sind. Mit dieser Anhörung habe ich noch in dieser Legislatur einen Startpunkt für einen Austausch auf institutioneller Ebene gesetzt. Es gilt nun dahinter zu bleiben, eine breit angelegte Analyse zu starten und endlich Dinge umzusetzen und zu verbessern. Schönfärberei und ein Dauerlächeln lösen keine Probleme. Dass gestern alle drei Landesräte durch Abwesenheit geglänzt haben, sagt einmal mehr viel aus. Wahlkampf mit Parolen und Versprechungen scheint wichtiger zu sein, als die Sorgen und Nöte jener anzuhören, die sich um die Bildung unserer Kinder bemühen.” so Alex Ploner abschließend.