Für das Team K ist die Einführung eines mehrsprachigen Schulsystems eine Priorität. Ein interessantes und zukunftsweisendes Modell ist die Europäische Schule. Zurzeit gibt es in der EU dreizehn Europäische Schulen, die von fast 28.000 Schüler und Schülerinnen besucht werden.
Eine anerkannte Europäische Schule genießt die Rechte und Pflichten der öffentlich-rechtlichen Bildungseinrichtungen des jeweiligen Mitgliedslandes der EU. Die anerkannten Europäischen Schulen sind Schulen, die ein europäisches Unterrichts- und Erziehungsmodell anbieten, das den von den Europäischen Schulen festgelegten pädagogischen Anforderungen entspricht. Sie sind Teil der nationalen Bildungssysteme der Mitgliedstaaten und stehen folglich außerhalb des rechtlichen, administrativen und finanziellen Rahmens der offiziellen Europäischen Schulen, die in der regierungsübergreifenden Organisation „Die Europäischen Schulen“ organisiert sind.
Als besonderes Merkmal gilt die Erteilung eines mehrsprachigen und multikulturellen Unterrichts für alle Kinder des Elementar-, Primar- und Sekundarbereichs. Das Kind erfährt einen mehrsprachigen, von der EU vorgegeben Unterricht, mit einem didaktischen Modell, das vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe reicht. Die Absolventen der europäischen Schule schließen die Sekundarstufe mit dem europäischen Abitur ab, welches dem Abitur aller 28 Mitgliedsstaaten gleichgestellt ist.
Die europäische Schule sieht den Unterricht in bis zu vier Sprachen vor, abhängig von der jeweiligen familiären Situation: Die Erstsprache bzw. Schulsprache des Schülers/der Schülerin ist immer die dominante Sprache des Kindes. Sollte das Kind mehrere dominante Sprachen haben, können die Eltern des Kindes über die Schulsprache entscheiden. Im Kindergarten gibt es keine offizielle Fremdsprache. Es finden aber verschiedenen Sprachprojekte statt.
Der Unterricht in der ersten Fremdsprache (L2) beginnt in der 1. Klasse der Primarstufe;- Der Unterricht in der zweiten Fremdsprache (L3) beginnt in der 1. Klasse der Sekundarschule (= 1. Klasse Mittelschule) und die dritte (L4) (optional) in der 4 Klasse der Sekundarstufe (= 1. Klasse Oberschule).
Genau das ist einer der Kernpunkte der europäischen Schule: Kinder, egal welcher Herkunft oder Sprachkenntnis, besuchen eine gemeinsame Schule und lernen sich von klein auf kennen. Zukunftsweisend und treffend sind hierzu die Worte des ehemaligen Direktors der Europäischen Schule Luxemburg Marcel Decombis:
„Zusammen erzogen, von Kindheit an von den trennenden Vorurteilen unbelastet, vertraut mit allem, was groß und gut in den verschiedenen Kulturen ist, wird ihnen, während sie heranwachsen, in die Seele geschrieben, dass sie zusammengehören. Ohne aufzuhören, ihr eigenes Land mit Liebe und Stolz zu betrachten, werden sie Europäer, geschult und bereit, die Arbeit ihrer Väter vor ihnen zu vollenden und zu verfestigen, um ein vereintes und blühendes Europa entstehen zu lassen.“
Drei Dinge sind wichtig zu wissen.
- Für die Einführung einer europäischen Schule ist keine Reform des Autonomiestatutes nötig, da es sich um ein Zusatzangebot zu den Schulmodellen handelt, die durch den Artikel 19 geregelt sind.
- Das europäische Schulmodell ist in keinster Weise autonomiefeindlich oder gefährdet die deutsche oder italienische Schule und ihr Muttersprachenprinzip. Es handelt sich bei der anerkannten Europäischen Schule um ein zusätzliches und zukunftsfähiges Modell, welches der Nachfrage von einem mehrsprachigen Unterrichtsmodell gerecht wird. Die europäische Schule könnte sogar dem derzeitigen Schultyp den Druck nach mehr Mehrsprachigkeit abnehmen, da Eltern ein alternatives Schulmodell vorfinden würden und für die eigenen Kindern eine Alternative hätten. Zudem hat in der europäischen Schule das Erlernen der dominanten Sprache (Muttersprache) allerhöchste Priorität. Diese Sprache wird umfassend und vertiefend ermittelt. Damit wird die Muttersprache in all ihren Nuancen als kulturelle Grundlage der Schüler gestärkt.
- „Die in Südtirol oft wahrnehmbare Befiirchtung des Verlustes der eigenen kulturellen Identität bzw. eines Sprachenwirrwarrs ist in den europäischen Schulen kein Thema. Das Niveau der ersten Sprache wird beim Abitur erfolgreich erreicht bzw. erhalten, der Sach- und Fachunterricht in einer zweiten und eventuell auch dritten Sprache überfordert die Kinder und Jugendlichen nicht. Im Gegenteil, je früher desto besser.“ wie der Direktor der europäischen Schule Frankfurt Ferdinand Patscheider in einem Interview bestätigt.
Unternehmen, die internationalen Mitarbeitern einen interessanten Arbeitsplatz in Südtirol bieten wollen, fordern mit Nachdruck eine internationale Schule. Viele Mitarbeiter und ihre Kinder beherrschen zum Teil nur die englische Sprache. Studien der EU belegen, dass das Beherrschen der Sprachen auch ökonomische Vorteile2 bringt. Immer mehr Arbeitnehmer sind sich dieses Vorteils bewusst. Auch die Südtiroler/innen selbst erkennen den Wert einer mehrsprachigen Ausbildung für ihre Kinder.
Eine anerkannte europäische Schule würde ein innovatives und von vielen Seiten gewünschtes Zusatzangebot darstellen, das den Standort Südtirol deutlich sichtbar aufwertet.
Passend dazu sagte der ehemalige SVP-PD Senator Francesco Palermo: „Quando arriveranno ingegneri indiani preparatissimi insieme a medici del Burkina-Faso, entrambi perfettamente a conoscenza delle due lingue provinciali, forse scopriremo che la nostra scuola non è stata sufficientemente competitiva nel sistema globale“.
Dies vorausgeschickt verpflichtet der Südtiroler Landtag die Landesregierung
- Den Bedarf nach einer internationalen öffentlichen Schule für Südtirol anzuerkennen.
- Den Vorschlag zu Errichtung einer anerkannten Europäischen Schule in dieser Hinsicht zu unterstützen und entsprechende Maßnahmen zur Umsetzung in die Wege zu leiten.
- Eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aller drei Südtiroler Schulämter zur Vorbereitung und Durchführung des Projektes einzurichten
- Im Bozner Bahnhofsareal nach Möglichkeit bereits jetzt ein Areal für den Bau eines Europäischen Campus vorzusehen.