Laut den aktuellen ASTAT–Daten (astatinfo Nr.68/2019) haben 93 % der Südtiroler im Alter von 14 bis 85 Jahren mindestens einmal im Leben Alkohol getrunken. Fast alle Befragten (92 %) sind mit ihren Gewohnheiten beim Konsum alkoholischer Getränke zufrieden. Andererseits gibt etwa jede vierte Person an, dass sie in Bezug auf den Alkoholkonsum eine kritische Phase erlebt hat oder gerade durchlebt. 57 % konsumieren derzeit mindestens einmal pro Woche. Die Häufigkeit des Trinkens ist bei Männern und älteren Personen höher. 64 % geben an, dass Alkohol in dem Umfeld, in dem sie leben, bei Festen einfach dazu gehört. 77 % der Bevölkerung stimmt der Aussage „Alkohol ist eine Droge“ zu. 42 % halten einen gelegentlichen Alkoholrausch – beim Ausgehen, mit Freunden, bei Festen – für vertretbar. In anderen Situationen gibt es sehr wenig Toleranz. Der Anteil der Personen mit Rauscherfahrungen ist im Vergleich zu 2006 gesunken: von 33 % auf 21 %, bei den 20– bis 34–Jährigen gibt es den höchsten Anteil an Rauscherfahrenen (47 %). Aktuell geht man von 3–5 % alkoholkranken bzw. alkoholabhängigen Menschen in der Allgemein–bevölkerung aus (in Südtirol 15.000–25.000 Personen). Weitere 10–15 % zeigen teilweise problematisches Trinkverhalten (50.000–75.000 Menschen). Laut Landesgesundheitsbericht wurden im Jahr 2018 2.757 alkoholkranken Personen von den einschlägigen Behandlungseinrichtung des Landes versorgt. Die Erste––Hilfe–Einrichtungen des Landes verzeichneten 1.146 Zugänge aufgrund von alkohol–assoziierten Ursachen. In den Südtiroler Krankenhäusern kam es 1.059 alkoholbedingten Entlassungen. Dazu zählen Personen, die wegen Alkoholabhängigkeit, Alkoholmissbrauch oder Alkoholvergiftung in Behandlung aufgenommen waren. Eine Alkoholkrankheit ist durchaus erfolgreich behandelbar. Die Sensibilisierung und die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung gehören diesbezüglich verstärkt, ebenso die Enttabuisierung und die Verminderung von Stigmatisierung alkoholkranker Menschen.
Um das “Problem” Alkohol in der Gesellschaft in den Griff zu bekommen, bedarf es einer professionellen und gut organisierten Sensibilisierung und Aufklärung. Das Forum Prävention hat sich seit 17 Jahren dieser Sensibilisierung verschrieben und wird in ihrer Arbeit von der öffentlichen Hand unterstützt. Vor Kurzem wurde die neue Sensibilisierungskampagne “Keine Kompromisse” vorgestellt. Sie folgt der Kampagne “Trinken mit Maß”. Während also in der letzten Kampagne ein Alkoholgenuss in Maßen noch Teil der Botschaft der Präventionsarbeit war, scheint man nun laut eigenen Aussagen auf der Homepage der Kampagne “Keine Kompromisse” dazu übergegangen zu sein, dass vermittelt werden soll, dass „keinen Alkohol zu trinken eine positive Realität” darstellt.
Die Landesregierung wird um die schriftliche Beantwortung folgender Fragen im Sinne der Geschäftsordnung ersucht:
1. Wie viel hat das Land für die Alkoholprävention in den letzten 5 Jahren pro Jahr ausgegeben? Wie viel bekam das Forum Prävention an öffentlichen Geldmitteln?
2. Wie hoch waren die Gesamtkosten für die Alkoholpräventionskampagne „Trinken mit Maß“?
3. Wie hoch waren pro Jahr die Zugriffszahlen auf die Homepage „Trinken mit Maß“. im Zeitraum 2009–2017?
4. Wie viel wird die Alkoholpräventionskampagne „Keine Kompromisse 2020“ kosten?
5. Wie wird das zur Verfügung gestellte Budget ausgegeben? Welche Werbeaktionen sind geplant, wo und auf welchen Medien wird geworben und zu welchem Preis? Bitte um genaue Auflistung der Beitragsempfänger (Medien) und die entsprechenden Summen.
6. Wird es bei der Alkoholpräventionskampagne „Keine Kompromisse 2020“ Schulbesuche und –projekte geben? Wenn ja, welche? Wann werden diese stattfinden und in welchen Schulen?
7. Ist in der Alkoholpräventionskampagne „Keine Kompromisse 2020“ die Einbindung von Testimonials und Betroffene geplant? Wenn ja, werden diese bezahlt bzw. gibt es Spesenersatz?