Frau Holzeisen, warum stellen Sie sich der Wahl zum EU-Parlament?
Renate Holzeisen: Paul Köllensperger hat mich gefragt, als Vertreterin der Bürgergesellschaft seine wie auch meine Werte Transparenz, Gerechtigkeit und Demokratie voranzutreiben. Gegenüber immer mehr Großkapital, das in der EU den Ton angibt, muss sich die Bürgergesellschaft aktiv engagieren. Gerechte und nachhaltig wirkende Politik, von der Gemeindestube bis auf die EU-Ebene, setzt Transparenz voraus. Wir BürgerInnen und PolitikerInnen können nur dann die richtigen Entscheidungen treffen, wenn die Nachvollziehbarkeit in allen politisch relevanten Bereichen gegeben ist.
Für welche Anliegen wollen Sie sich konkret in Brüssel stark machen?
Europa ist als Garant für Frieden, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz zu stärken. Es geht mir um mehr Transparenz im EU-Parlament, und ich stelle mich offen gegen jeden Machtmissbrauch in Südtirol und in Europa. Die auch bei uns immer stärker abgehängte Mittelschicht muss wieder auf eine echte Chancengleichheit zwischen Klein und Groß vertrauen können. Leider schenkt die EU den Groß-Lobbys noch zu viel Gehör. Die Entscheidungsträger in der EU sind viel zu oft Marionetten großer Konzerne.
Offensichtlicher Handlungsbedarf besteht in den Bereichen Mobilität und Klimaschutz. Es ist ein Skandal, dass es immer noch keine echte, europäische Bahnstrategie gibt. Es kann nicht sein, dass innerhalb der EU der Gütertransport immer noch vorwiegend mittels LKW und nicht mittels Bahn erfolgt. Der Klimawandel und seine Folgen sind unbestreitbare Fakten. Gott sei Dank, geht unsere Jugend auf die Straße und kämpft für ihre lebenswerte Zukunft.
Auch EU Förderungen müssen zielgenauer und großzügiger bei den Kleinhandwerkern, den Bergbauern den kleinen Handelsbetrieben und den Sozialeinrichtungen ankommen, und nicht vorrangig bei den Verbänden. Außerdem gibt es EU-Gelder, die nach wie vor ungenutzt bleiben, denken wir an die Forschungsgelder oder den Europäischen Sozialfonds. Hier braucht es mehr Beratung und Information.
Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade im EU-Wahlkampf unterwegs sind?
Ich bin Mutter und Gründungspartnerin in einer international tätigen Bozner Rechts- und Wirtschaftskanzlei. Neben meinem intensiven Berufsleben zählt der Einsatz für die Rechte der Frauen zu meinen Herzensanliegen. Meine Freizeit verbringe ich gern in der heimischen Bergwelt oder mit Malen und Tanzen.