BERICHT
Die Welt des Ehrenamtes hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert. Damit die Welt von über 150.000 Menschen in Südtirol, die in über 2200 Vereinen und 110 Organisationen zur Förde- rung des Gemeinwesens organisiert sind. Ohne diese Arbeit würde das Sozial-, Zivilschutz-, Ge- sundheits-, Bildungs- und Kulturgerüst des Landes zusammenbrechen.
Mittlerweile müssen Vereine wie Unternehmen geführt werden. Es braucht Projektmanager, Eventmanager, Wirtschaftsberater, Rechtsanwälte, Psychologen und Motivationstrainer in den Vereinen, die ihre Leistung bestenfalls ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Glücklich jene Vereine, die all diese Leistungen in Personalunion im oder der Vorsitzenden anbieten können. Allerdings herrscht in immer mehr Vereinen Personalnotstand in der Führungsebene, weil sich Niemand mehr findet, der als Präsident/Obmann/Obfrau oder Präsidentin die Arbeit und Verantwortung übernehmen will.
Verantwortliche der Vereine stellen seit Jahren der Politik die Rute ins Fenster. Es genügt bei den verschiedenen Vollversammlungen zuzuhören oder Interviews aufmerksam zu lesen. Ausufernde Bürokratie, mangelnder Versicherungsschutz, knappe und unzureichende Finanzierung und fehlende Planungssicherheit sind dabei die meist- genannten Hürden für die ehrenamtliche Arbeit.
„Ohne Geld ka Musig“, heißt es in einem geflügelten Wort. Gerade am Verband der Musikkapellen (VSM) ist die Misere besonders gut zu beobachten. Ein Verband, zu dem 210 Musikkapellen mit insgesamt 10.400 Musikanten und Musikantinnen gehören.
Ein Rechenbeispiel verdeutlicht in welcher Finanzsituation solche Verbände leben.
Jährlichen gestalten die Südtiroler Musikkapellen an die 2.600 öffentliche Konzerte und an die 3.500 Auftritte im öffentlichen Interesse. Dazu kommen 16.000 Proben.
Was würden der Gesellschaft/Wirtschaft die Musi- kantinnen und Musikanten kosten, wenn wir sie bezahlen müssten. 22.100 Ausrückungen, die Proben inklusive. Wir haben derzeit eine durch- schnittliche Größe von 50 Personen pro Kapelle. Ein durchschnittlicher Einsatz, vom Anziehen der Tracht bis zum Ausziehen dauert im Schnitt 3 Stunden und die Arbeitsstunde wird mit 7 Euro vergütet. Südtirols Musikkapellen liefern somit im Jahr eine Musikleistung, die mit 23,2 Mio. Euro bezahlt werden müsste. Das Ganze mit einer „normalen durchschnittlichen“ Handwerkerstunde von 44 Euro kalkuliert, dann kostet diese Musikleistung 145,8 Mio. Euro.
Derzeit erhält der Verband der Südtiroler Musikkapellen 440.000 Euro jährlich an öffentlichen Finanzmitteln von Seiten des Landes. Dieses Geld reicht für zwei Teilzeitkräfte und einen Direktor im Verband.
Damit kann leider keine weitere Fachkraft im Verband angestellt werden, die es aber nötig brauchen würde, um z.B. den Obmännern und Ob- frauen bei der Bewältigung der bürokratischen Hürden und Aufgaben unter die Arme zu greifen.
Neben der oft geringen finanziellen Ausstattung der Vereine kommt das Problem der späten Zusagen für Beiträge und Auszahlungsverzögerungen hinzu.
Änderung des Landesgesetzes vom 1. Juli 1993, Nr. 11, „Regelung der ehrenamtlichen Tätigkeit und der Förderung des Gemeinwesens“
Art. 1
Finanzielle Mittel und Steuerbegünstigungen
Nach Art. 4 Absatz 1 Buchstabe c) wird der letzte Beistrich durch Strichpunkt ersetzt. Es folgt der Zusatz „für die finanzielle Planungssicherheit ehrenamtlicher Vereine gilt das Prinzip der Mehrjahresfinanzierung mit Mindestzeitraum von drei Bilanzjahren. In begründeten Fällen kann davon abgewichen werden,“.
Art. 2
Dieses Gesetz tritt am Tag nach seiner Kundmachung im Amtsblatt der Region in Kraft.
Dieses Gesetz ist im Amtsblatt der Region kundzumachen. Jeder, dem es obliegt, ist verpflichtet, es als Landesgesetz zu befolgen und für seine Befolgung zu sorgen.